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Geschlechtsbezogene Disparitäten 257<br />

wählen, sondern fachspezifisches Interesse und Selbstkonzept eine maßgebliche<br />

Rolle spielen (Köller, Daniels, Schnabel & Baumert, 2000).<br />

Geschlechtsbezogene Unterschiede in naturwissenschaftlichen Kompetenzen<br />

Im naturwissenschaftlichen Bereich ergibt sich eine nach Jahrgangsstufe uneinheitliche<br />

Befundlage. Während in der Grundschule signifikante Unterschiede zugunsten<br />

der Jungen bestehen, lassen sich in der Sekundarstufe I häufig keine geschlechtsbezogenen<br />

Leistungsunterschiede mehr feststellen. Im Primarbereich<br />

wurden bislang drei große Schulleistungsuntersuchungen durchgeführt, in denen<br />

die naturwissenschaftliche Kompetenz von Schülerinnen und Schülern erfasst<br />

wurde. Den Auftakt bildete die nationale Erweiterungsstudie IGLU-E 2001 8<br />

(Walther, Geiser, Langeheine & Lobemeier, 2003), an der jedoch nicht al le<br />

Länder in der Bundesrepublik Deutschland teilnahmen. Im Jahr 2007 folgte die<br />

TIMS-Studie, die einen Leistungsvorsprung der Jungen von 15 Punkten feststellte,<br />

was im Vergleich zu anderen, an der Studie teilnehmenden OECD-Staaten 9<br />

einem relativ großen Leistungsunterschied zwischen Jungen und Mädchen entsprach<br />

(Bonsen et al., 2008; Kleickmann, Brehl, Saß, Prenzel & Köller, 2012).<br />

Auf der naturwissenschaftlichen Gesamtskala von TIMSS 2011 schließlich erreichten<br />

die Jungen einen mittleren Leistungsvorsprung von 12 Punkten (Brehl<br />

et al., 2011). Die Zusammenstellung der Testaufgaben erlaubte zusätzlich<br />

eine detailliertere Rückmeldung der naturwissenschaftlichen Kompetenzen in<br />

den drei Inhaltsbereichen Biologie, Physik/Chemie und Geographie (Mullis,<br />

Martin, Ruddock, O’Sullivan & Preuschoff, 2009). Dabei ergab sich ein heterogenes<br />

Bild: Während im Inhaltsbereich Biologie keine geschlechtsbezogenen<br />

Leistungsdisparitäten zu verzeichnen waren, fiel der Leistungsvorsprung der<br />

Jungen in Physik/Chemie mit 17 Punkten und in Geographie mit 26 Punkten<br />

deutlich aus (Brehl et al., 2011).<br />

Für den Bereich der Sekundarstufe I wurden im Rahmen von PISA 2000<br />

auf den ersten Blick widersprüchliche geschlechtsbezogene Disparitäten berichtet<br />

(Rost, Prenzel, Carstensen, Senkbeil & Groß, 2004). Während im internationalen<br />

Teil für die Gesamtskala Naturwissenschaften bei den Schülerinnen und<br />

Schülern aus Deutschland keine signifikanten Kompetenzunterschiede nachgewiesen<br />

werden konnten, schnitten die Jungen im nationalen Zusatztest besser<br />

als die Mädchen ab. Eine Aufschlüsselung der Ergebnisse für die einzelnen naturwissenschaftlichen<br />

Fächer ergab einen Vorteil für die Jungen in den Fächern<br />

Chemie und Physik, nicht jedoch im Fach Biologie. Es wurde vermutet, dass die<br />

scheinbar inkonsistenten Befunde zwischen dem internationalen und dem nationalen<br />

Test auf Unterschiede in der Aufgabenkonstruktion, wie etwa der stärkeren<br />

Ausrichtung auf medizinische und biologische Themen im internationalen Test,<br />

zurückzuführen sein könnten (Stanat & Kunter, 2001).<br />

Vergleichsweise geringe Kompetenzunterschiede in den Naturwissenschaften<br />

fanden sich auch in den nachfolgenden PISA-Studien. In PISA 2003 ergaben sich<br />

insgesamt keine statistisch bedeutsamen Leistungsunterschiede (Rost, Walter,<br />

Carstensen, Senkbeil & Prenzel, 2004). Bezogen auf die einzelnen Fächer erzielten<br />

Mädchen jedoch signifikant bessere Ergebnisse in Biologie, während Jungen<br />

geringfügig besser in Physik abschnitten. Im Jahr 2006 lag der Schwerpunkt des<br />

8 IGLU-E steht für die nationale Ergänzungsstudie zu IGLU (Internationalen Grundschul-<br />

Lese-Untersuchung), in deren Rahmen bis 2006 auch die Domänen Mathematik und<br />

Naturwissenschaften abgebildet wurden.<br />

9 Das Akronym OECD steht für Organisation for Economic Co-operation and Development<br />

(Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung).

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