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Motivationale Schülermerkmale in Mathematik und den Naturwissenschaften 361<br />

11.5 Zusammenschau und Diskussion der Befunde<br />

Die Ergebnisse des IQB-Ländervergleichs 2012 für die motivationalen Merkmale<br />

weisen darauf hin, dass in allen mathematisch-naturwissenschaftlichen<br />

Fächern ein erheblicher Anteil an Schülerinnen und Schülern über ein hohes<br />

Selbstkonzept und ein hohes Interesse verfügt. Diese Jugendlichen besitzen<br />

somit gute Voraussetzungen für den weiteren fachlichen Kompetenzerwerb.<br />

Zwischen den Fächern zeigen sich allerdings systematische Unterschiede; so sind<br />

die Fächer Biologie und Mathematik vergleichsweise beliebt, wohingegen das<br />

Interesse an Chemie und Physik geringer ausfällt. Auch die Selbstkonzeptwerte<br />

sind in Physik im Schnitt am niedrigsten. In Übereinstimmung mit bereits vorliegenden<br />

Befunden anderer großer Schulleistungsstudien (OECD, 2007; Pekrun<br />

& Zirngibl, 2004) besitzt zudem ein erheblicher Anteil – je nach Fach mindestens<br />

ein Fünftel – der Schülerinnen und Schüler nur geringes Vertrauen in<br />

die eigenen Fähigkeiten und ein schwach ausgeprägtes fachliches Interesse.<br />

Im Ver gleich zu den Ergebnissen der letzten TIMS-Studie im Primarbereich<br />

fällt auf, dass sowohl das Selbstkonzept als auch das Interesse in Mathematik<br />

und den Naturwissenschaften in der Sekundarstufe deutlich niedriger ausfallen<br />

(Kleickmann et al., 2012; Selter et al., 2012). Während zum Beispiel<br />

etwa 70 Prozent der untersuchten Viertklässlerinnen und Viertklässler in<br />

TIMSS 2011 ein hohes Selbstkonzept in Mathematik zeigten, sind es in der im<br />

Ländervergleich 2012 untersuchten Stichprobe deutschlandweit nur 42 Prozent.<br />

Dieser Befund ist konsistent mit dem in der Literatur beschriebenen Abfall des<br />

Selbstkonzepts und Interesses in der Sekundarstufe I, wobei anzumerken ist, dass<br />

dieser Abfall mit einer Ausdifferenzierung des Selbstkonzepts einhergeht (Stipek<br />

& Mac Iver, 1989). Während Schülerinnen und Schüler in der Primarstufe in den<br />

meisten Fächern ein hohes Selbstkonzept zeigen, variiert das Selbstkonzept älterer<br />

Schülerinnen und Schüler typischerweise stärker zwischen den Fächern.<br />

Die Analysen der Länderunterschiede in den motivationalen Schüler merkmalen<br />

zeigen, dass das durchschnittliche Selbstkonzept beziehungs weise<br />

fach liche Interesse in den Ländern nahe beieinander liegen und nur wenige<br />

signifikante Abweichungen vom deutschen Gesamtmittelwert zu beobachten<br />

sind (vgl. auch Pekrun et al., 2005). Auch liegen wenige Länder bei Betrachtung<br />

mehrerer Fächer und Kompetenzbereiche konsistent über oder unter dem<br />

Durchschnitt für Deutschland insgesamt. Bemerkenswert ist, dass Schülerinnen<br />

und Schüler in Ländern, die im Schnitt höhere Kompetenzwerte aufweisen, nicht<br />

automatisch ein höheres durchschnittliches Selbstkonzept oder Interesse zeigen,<br />

was auf den ersten Blick der Annahme eines förderlichen Effekts moti vationaler<br />

Schülermerkmale auf die Kompetenzentwicklung zu wider sprechen scheint. Als<br />

Erklärung für diesen scheinbar paradoxen Befund kommen Referenzrahmeneffekte<br />

in Betracht, die für das schulische Selbstkonzept bereits häufig beschrieben wurden<br />

(Marsh, 1987; Mö ller & Köller, 2004; Seaton, Marsh & Craven, 2009) und<br />

ebenfalls für das Interesse gezeigt werden konnten (Köller, Schnabel & Baumert,<br />

2000). Demnach beruht die Selbsteinschätzung von Schülerinnen und Schülern<br />

nicht ausschließlich auf ihrer eigenen Leistung, sondern berücksichtigt auch die<br />

Leistung ihrer Mitschülerinnen und Mit schüler sowie anderer Gleichaltriger. Ist<br />

der Kompetenzstand in einer Klasse oder einer Schule vergleichsweise hoch,<br />

ist auch der Maßstab, anhand dessen die Schülerinnen und Schüler ihre eigenen<br />

Kom petenzen einschätzen, vergleichsweise hoch. Solche Effekte haben zur<br />

Folge, dass Unterschiede im Selbstkonzept und Interesse auf aggregierter Ebene,

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