04.02.2014 Aufrufe

Herunterladen - MDR

Herunterladen - MDR

Herunterladen - MDR

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Kapitel 7<br />

Geschlechtsbezogene Disparitäten<br />

Ulrich Schroeders, Christiane Penk, Malte Jansen<br />

und Hans Anand Pant<br />

In der öffentlichen und bildungspolitischen Diskussion um eine faire Beteili<br />

gung aller Schülergruppen an schulischen Bildungsprozessen kommt geschlechtsbezogenen<br />

Disparitäten, das heißt an das Geschlecht gekoppelten<br />

Leistungsunterschieden, große Aufmerksamkeit zu (Hannover, 2004; Hannover<br />

& Kessels, 2011). In den sogenannten MINT-Fächern 1 rufen solche Disparitäten<br />

ein nochmals gesteigertes Interesse hervor, da eine gute Ausbildung in diesen<br />

Fächern als bedeutsam für die wirtschaftliche Entwicklung und für den<br />

Wohlstand eines Landes gilt (KMK, 2009; Rindermann & Thompson, 2011). An<br />

den Hochschulen in der Bundesrepublik Deutschland ist der Anteil der Frauen<br />

unter den Absolvierenden der MINT-Fächer mit 31 Prozent relativ gering. Mit<br />

Programmen wie beispielsweise dem nationalen Pakt für mehr Frauen in MINT-<br />

Berufen versuchen Vertreterinnen und Vertreter der Wirtschaft, Wissenschaft<br />

und Politik den Anteil der Frauen in den naturwissenschaftlich-technischen<br />

Berufsfeldern zu erhöhen (BMBF, 2012).<br />

Inwieweit die Unterrepräsentation von Frauen in den MINT-Berufen<br />

sich auf schulische Kompetenzunterschiede zwischen den Geschlechtern zurückführen<br />

lässt, ist nicht hinreichend geklärt. Auch die Frage, wie groß<br />

Geschlechterunterschiede in mathematisch-naturwissenschaftlichen Kompetenzen<br />

sind, lässt sich nicht generell beantworten, sondern hängt unter anderem vom<br />

untersuchten Kompetenzbereich (Hyde, 2005), der Altersgruppe (Bloom,<br />

Hill, Black & Lipsey, 2008) sowie der methodischen Herangehensweise<br />

(Brunner, Krauss & Martignon, 2011) ab. Für die mittleren Kompetenzstände<br />

von Schülerinnen und Schülern an deutschen Schulen zeigt sich in bisherigen<br />

Studien folgendes Bild: Im mathematischen Bereich weisen die Jungen signifikant<br />

höhere Kompetenzwerte auf (Bos et al., 2003; Prenzel, Artelt et al., 2007;<br />

Winkelmann, van den Heuvel-Panhuizen & Robitzsch, 2008), wohingegen<br />

Mädchen bei den sprachlichen Kompetenzen besser abschneiden (Köller, Knigge<br />

& Tesch, 2010; Stanat & Kunter, 2003). Für die Naturwissenschaften lassen sich<br />

in den internationalen Untersuchungen keine Kompetenzunterschiede zwischen<br />

den Geschlechtern belegen (Prenzel, Schöps et al., 2007; Rönnebeck, Schöps,<br />

Prenzel, Mildner & Hochweber, 2010).<br />

Im Ländervergleich 2012 in Mathematik und den Naturwissenschaften sollen<br />

die bisherigen Befunde überprüft und weiter aufgeschlüsselt werden.<br />

Nach einer kurzen Übersicht über die Erklärungsansätze geschlechtsbezogener<br />

Kompetenzunterschiede (Abschnitt 7.1) soll der bisherige Kenntnisstand<br />

zu geschlechtsbezogenen Disparitäten hinsichtlich der Bildungsbeteiligung<br />

(Abschnitt 7.2.1) sowie der mathematischen und naturwissenschaftlichen<br />

1 MINT ist ein Akronym für Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik.

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!