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Kapitel 9<br />

Zuwanderungsbezogene Disparitäten*<br />

Claudia Pöhlmann, Nicole Haag und Petra Stanat<br />

Dass Deutschland ein Einwanderungsland ist, wurde in den letzten 50 Jahren<br />

äußerst zögerlich zur Kenntnis genommen. Dies ist unter anderem darauf zurückzuführen,<br />

dass der Wandel in der Bevölkerungsstruktur lange Zeit nicht<br />

transparent war, da die amtliche Statistik lediglich Personen mit ausländischer<br />

Staatsbürgerschaft erfasste, (Spät-)Aussiedler und eingebürgerte Ausländer jedoch<br />

nicht. Anhand dieser Daten ließ sich zum Beispiel für das Jahr 2000 lediglich<br />

bestimmen, dass etwa 9 Prozent Ausländerinnen und Ausländer in Deutschland<br />

lebten. Mehr Transparenz ergab sich erst mit der 2000 durchgeführten PISA 1 -<br />

Studie (Baumert et al., 2002), die den Zuwanderungshintergrund anhand des<br />

Geburtslands der Schülerinnen und Schüler erfasste und darauf hinwies, dass<br />

ein erheblicher Anteil von in Deutschland lebenden Familien aus einem anderen<br />

Land stammt. Inzwischen hat auch die amtliche Statistik das Geburtsland als<br />

Indikator für den Zuwanderungshintergrund übernommen. Aktuelle Daten zeigen,<br />

dass derzeit in der Bundesrepublik Deutschland etwa 16 Millionen Menschen<br />

mit Zuwanderungshintergrund leben, was einem Anteil von knapp 20 Prozent der<br />

Gesamtbevölkerung entspricht (Statistisches Bundesamt, 2013). In der Gruppe<br />

der Kinder und Jugendlichen ist dieser Anteil noch größer, wie etwa die Daten<br />

repräsentativer Schulleistungsstudien zeigen. So hatten in der Population der<br />

15-Jährigen 2009 rund 26 Prozent, in der Population der Viertklässlerinnen und<br />

Viertklässler 2011 etwa 25 Prozent einen Zuwanderungshintergrund (vgl. Haag,<br />

Böhme & Stanat, 2012; Stanat, Rauch & Segeritz, 2010). In den Stadtstaaten<br />

stammten 2011 zwischen 36 Prozent (Berlin) und 44 Prozent (Hamburg) der<br />

Grundschülerinnen und Grundschüler in der vierten Jahrgangsstufe aus einer<br />

zugewanderten Familie (vgl. Haag et al., 2012). Angesichts solcher Zahlen<br />

wird inzwischen kaum noch angezweifelt, dass sich Deutschland zu einem<br />

Einwanderungsland entwickelt hat und die Integration von zugewanderten<br />

Personen eine zentrale Aufgabe darstellt.<br />

Integration (von einigen Autorinnen und Autoren auch als „Assimilation“ bezeichnet,<br />

vgl. z. B. Alba & Nee, 2003) ist als beschreibendes Konzept zu verstehen,<br />

das sich auf die Annäherung von Zuwanderergruppen an die Mitglieder<br />

der Aufnahmegesellschaft im Generationenverlauf bezieht. Dabei werden in<br />

der Regel vier Dimensionen unterschieden (Esser, 2001, 2006, 2008): kulturel-<br />

* In diesem Kapitel wurden Textteile des Berichtsbandes über den IQB-Ländervergleich<br />

2011 aus folgender Referenz wörtlich übernommen, ohne diese im Einzelnen zu<br />

kennzeichnen: Haag, N., Böhme, K. & Stanat, P. (2012). Zuwanderungsbezogene Disparitäten.<br />

In P. Stanat, H. A. Pant, K. Böhme & D. Richter (Hrsg.), Kompetenzen von Schülerinnen<br />

und Schülern am Ende der vierten Jahrgangsstufe in den Fächern Deutsch und<br />

Mathematik. Ergebnisse des IQB-Ländervergleichs 2011 (S. 209–236). Münster: Waxmann.<br />

1 Das Akronym PISA steht für Programme for International Student Assessment.

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