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Ulrich Schroeders, Christiane Penk, Malte Jansen und Hans Anand Pant<br />

der Jungen in Mathematik von d = 0.15 6 . Leistungsvorteile der Jungen im<br />

Fach Mathematik zeichnen sich auch in Deutschland bereits am Ende der<br />

vierten Jahrgangsstufe ab. Für die globale mathematische Kompetenz am<br />

Ende der Primarstufe zeigten die Ergebnisse des IQB-Ländervergleichs 2011<br />

(Böhme & Roppelt, 2012) einen geringen Vorsprung der Jungen in derselben<br />

Größenordnung auf (16 Punkte). Schlüsselt man die Ergebnisse hinsichtlich der<br />

einzelnen inhaltlichen Teilkompetenzen (Leitideen) auf, zeigten sich geringe<br />

Unterschiede für die Leitideen Raum und Form (6 Punkte), Daten, Häufi gkeit<br />

und Wahrscheinlichkeit (7 Punkte) und Zahlen und Operationen (14 Punkte). Die<br />

deutlichsten Unterschiede zugunsten der Jungen ergaben sich für die Leitideen<br />

Größen und Messen (34 Punkte) sowie Muster und Strukturen (22 Punkte).<br />

Relativiert an den durchschnittlichen Lernzuwächsen innerhalb eines Schuljahres,<br />

die nach Reiss und Winkelmann (2009) am Ende der Primarschulzeit ungefähr<br />

80 Punkte betragen, entspricht dies einer Lernzeitdifferenz von einem<br />

viertel Schuljahr. Diese Ergebnisse des Ländervergleichs 2011 sind mit denen<br />

anderer Schulleistungsuntersuchungen wie etwa TIMSS 2007 7 vergleichbar<br />

(Bonsen, Lintorf & Bos, 2008). In TIMSS 2011 fiel der Leistungsvorsprung der<br />

Jungen etwas geringer aus, was auf die Auswahl und Gewichtung der international<br />

vereinheitlichten Inhaltsbereiche zurückzuführen sein könnte. Die größten<br />

Leistungsunterschiede zeigten sich im Inhaltsbereich Arithmetik, gefolgt von<br />

Geometrie/Messen; im Inhaltsbereich Umgang mit Daten waren die Mädchen unwesentlich<br />

besser (Brehl, Wendt & Bos, 2011).<br />

Die im Primarbereich nachweisbaren geschlechtsbezogenen Leistungsdis<br />

paritäten sind auch in den nachfolgenden Jahrgangsstufen sichtbar. In der<br />

Sekundarstufe I ist ein signifikanter Leistungsvorsprung für die Jungen zu beobachten,<br />

der mit 9 Punkten im nationalen Teil von PISA 2003 (Blum et al.,<br />

2004), 20 Punkten in PISA 2006 (Frey, Asseburg, Carstensen, Ehmke & Blum,<br />

2007) und 16 Punkten in PISA 2009 (Rönnebeck et al., 2010) in ähnlicher<br />

Größenordnung wie im Primarbereich lag. Bei der Interpretation muss jedoch berücksichtigt<br />

werden, dass numerisch ähnliche Unterschiede in der Primar- und<br />

Sekundarstufe auf wesentlich höhere Lernzeitvorsprünge in der Sekundarstufe<br />

hinweisen, da die jährlichen Leistungszuwächse in der Sekundarstufe mit<br />

25–30 Punkten deutlich geringer ausfallen als in der Primarstufe.<br />

Für den Bereich der Sekundarstufe II konnten Köller und Klieme (2000)<br />

anhand der TIMSS-III-Daten zeigen, dass geschlechtsbezogene Leis tungsunter<br />

schiede in Mathematik größer ausfallen als in den vorhergehenden Jahrgangsstufen<br />

und dass sie in Abhängigkeit vom Leistungsniveau variieren. So waren<br />

die geschlechtsbezogenen Disparitäten in den Leistungskursen auf der mathematischen<br />

Globalskala besonders stark ausgeprägt (d = 0.35), wohingegen<br />

die Unterschiede in den Grundkursen sehr gering ausfielen (d = 0.06; Köller &<br />

Klieme, 2000). Hierbei muss beachtet werden, dass Schülerinnen und Schüler<br />

ihre Kurse in der gymnasialen Oberstufe nicht allein auf Basis der Leistung aus-<br />

6 Das Effektstärkemaß Cohens d (Cohen, 1988) wurde zum Vergleich von Trainingseffekten,<br />

die in unterschiedlichen experimentellen Studien identifiziert wurden, eingeführt und<br />

entspricht im Wesentlichen einem an einer Standardabweichung relativierten Mittelwertsunterschied<br />

zweier Gruppen. Für die Bewertung der praktischen Bedeutsamkeit von Effekten<br />

hat Cohen folgende Klassifikation vorgeschlagen: kleiner Effekt: d = 0.20, mittlerer<br />

Effekt: d = 0.50, großer Effekt: d = 0.80. Zur groben Einordnung von Effekten in der Metrik<br />

des Ländervergleichs kann das Effektstärkemaß d mit 100 multipliziert werden.<br />

7 Ursprünglich stand das Akronym TIMSS für Third International Mathematics and<br />

Science Study. Seit 2003 wird es als Akronym für Trends in International Mathematics<br />

and Science Study verwendet.

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