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Beschreibung der untersuchten mathematischen Kompetenzen<br />

33<br />

Eine weitere Herausforderung für die empirische Modellierung der Struktur<br />

von Mathematikkompetenz ergibt sich daraus, dass sich die verschiedenen allgemeinen<br />

und inhaltlichen Kompetenzen – wie bereits erwähnt – nicht vollständig<br />

trennscharf gegeneinander abgrenzen lassen. Sie weisen an einigen Stellen<br />

Überlappungen und fließende Übergänge auf, wie es oben für Argumentieren und<br />

Kommunizieren beziehungsweise für Messen und Raum und Form exemplarisch<br />

erörtert wurde. Solche Überlappungen sind für die Verzahnung der verschiedenen<br />

Teilkompetenzen in der Unterrichtsarbeit und für den Wissenstransfer sinnvoll<br />

und wünschenswert. Für eine psychometrische Messung, die eine trennscharfe,<br />

auf präzisen Definitionen basierende Operationalisierung der Kompetenzen erfordert,<br />

stellen sie jedoch eine Herausforderung dar (Weirich, Haag & Roppelt,<br />

2012, S. 285). Dieses Problem stellt sich in besonderer Weise für die allgemeinen<br />

mathematischen Kompetenzen, deren spezifische Messung besonders wünschenswert<br />

wäre, weil sie im Mathematikunterricht eine Schlüsselrolle einnehmen sollen.<br />

Da diese prozessbezogenen Kompetenzen aber meist in Kombinationen<br />

zum Einsatz kommen und dabei in komplexer Weise interagieren, ist eine separate<br />

Messung der einzelnen allgemeinen Kompetenzen praktisch nicht oder<br />

nur mit erheblichen Unschärfen möglich. Die inhaltlichen Kompetenzen weisen<br />

zwar ebenfalls gewisse Überlappungen auf, insgesamt lassen sie sich jedoch<br />

relativ gut voneinander abgrenzen, und in den meisten Fällen ist es möglich,<br />

Mathematikaufgaben eindeutig einer einzigen, dominierenden Leitidee zuzuordnen.<br />

Eine separate Messung der inhaltlichen Kompetenzen nach Leitideen ist<br />

deshalb grundsätzlich möglich.<br />

Für große Schulleistungsstudien hat sich deshalb ein Vorgehen etabliert, bei<br />

dem komplexe Strukturmodelle wie jenes der Bildungsstandards leitend bei<br />

der Aufgabenentwicklung und zur Beschreibung der eingesetzten Aufgaben genutzt<br />

werden. Auf diese Weise wird sichergestellt, dass die Zieldomäne hinreichend<br />

differenziert und umfassend mit Testaufgaben abgebildet wird. Bei der anschließend<br />

empirischen Messung der Kompetenzen beschränkt man sich dann jedoch<br />

auf einfachere und dennoch aussagekräftige Modelle. Hierfür haben sich<br />

zwei Ansätze bewährt. 1 In vielen Fällen ist es zur Beschreibung interindividueller<br />

Unterschiede zwischen Schülerinnen und Schülern ausreichend, den Wert<br />

auf einer Globalskala zu betrachten, der Kompetenzausprägungen im Fach<br />

Mathematik jeweils mit einem einzelnen Zahlenwert erfasst. Diese Globalskala<br />

ist für viele Fragestellungen hinreichend aussagekräftig, da die mathematischen<br />

Teilkompetenzen eng miteinander verzahnt sind. Der zweite Ansatz nutzt nach<br />

Inhaltsbereichen getrennte Skalen, also bei Messungen auf der Grundlage der<br />

Bildungsstandards, wie im Ländervergleich 2012, je eine Skala für die fünf<br />

Leitideen. Auf diese Weise ist es möglich, differenziertere Aussagen als mit einer<br />

Globalskala zu treffen.<br />

Beide Ansätze haben sich empirisch bewährt (z. B. Klieme, 2000; Winkel mann<br />

& Robitzsch, 2009), und je nach spezifischer Fragestellung und Datenlage ist zu<br />

entscheiden, welcher der beiden angemessen ist. Hierbei wird nicht angenommen,<br />

dass die auf diese Weise gebildeten Skalen in dem Sinne eindimensional sind,<br />

dass jeweils „alle Aufgaben mithilfe der gleichen kognitiven Prozesse gelöst werden.<br />

Eindimensionalität bedeutet vielmehr im Kern, dass Leistungsunterschiede<br />

1 In der psychometrischen Fachliteratur werden noch weitere, komplexer strukturierte<br />

Modelle diskutiert (z. B. Brunner, 2006; Jasper, 2009; Winkelmann & Robitzsch, 2009).<br />

Solche Modelle erweisen sich zwar durchaus als gut mit den jeweiligen Daten verträglich,<br />

jedoch ist die inhaltliche Interpretation der modellierten Teilfähigkeiten vergleichsweise<br />

schwierig. Für Systemmonitoringstudien wie den Ländervergleich 2012 sind diese<br />

Modelle deshalb weniger geeignet.

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