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Aspekte der Aus- und Fortbildung von Mathematik- und Naturwissenschaftslehrkräften im Ländervergleich 369<br />

Leistungsstand im Lesen und im Lernzuwachs in der Rechtschreibung sowie in<br />

Mathematik zwischen Klassen mit und ohne Fachlehrkraft feststellen (Tiedemann<br />

& Billmann-Mahecha, 2007). Für die Sekundarstufe I liegen bislang keine expliziten<br />

Befunde zur Relevanz der Lehrbefähigung für den Lernerfolg von<br />

Schülerinnen und Schülern vor. Im Rahmen der COACTIV-Studie zeigte sich<br />

jedoch, dass Lehrkräfte in der Sekundarstufe I, die über ein vertieftes fachdidaktisches<br />

Wissen in Mathematik verfügen, Unterricht kognitiv anspruchsvoller<br />

gestalten und Schülerinnen und Schüler auch stärker konstruktiv unterstützen<br />

(Baumert et al., 2010). Entsprechend trägt das fachdidaktische Wissen<br />

von Lehrkräften, vermittelt über die Unterrichtsgestaltung, zum Lernerfolg von<br />

Schülerinnen und Schülern bei (Baumert et al., 2010; Hill, Rowan & Ball, 2005).<br />

Angesichts dieses Zusammenhangsmusters ist die Frage relevant, in welchem<br />

Umfang Lehrkräfte in den verschiedenen Schularten und Fächern entsprechend<br />

ihrer Lehrbefähigung eingesetzt werden. Für die Grundschule zeigte<br />

der IQB-Ländervergleich 2011, dass vor allem in den Stadtstaaten, aber auch in<br />

den westdeutschen Flächenländern bis zu einem Drittel der Lehrkräfte im Fach<br />

Deutsch und teilweise knapp die Hälfte der Lehrkräfte im Fach Mathematik ohne<br />

Lehrbefähigung im jeweiligen Fach eingesetzt wurden (Richter et al., 2012).<br />

Diese hohen Werte ließen sich unter anderem durch das in der Grundschule vorherrschende<br />

Klassenlehrerprinzip erklären, wonach die Klassenlehrkraft alle<br />

Hauptfächer in einer Klasse unterrichtet (Schorch, 2009).<br />

Für die Sekundarstufe I fehlen zum gegenwärtigen Zeitpunkt noch konkrete<br />

Zahlen zum Einsatz von fachfremden Lehrkräften, jedoch geben Schulleiterbefragungen<br />

im Rahmen der PISA-Studie erste Hinweise darauf, in welchen<br />

Ländern ein Fachlehrermangel besteht. In PISA 2000 machten Schulleiterinnen<br />

und Schulleiter Angaben darüber, inwiefern das Lernen in einzelnen Fächern<br />

durch einen Mangel an Fachlehrkräften beeinträchtigt ist (Schümer, Tillmann<br />

& Weiß, 2002). Als besonders ungünstig wurde dabei die Personalsituation der<br />

westdeutschen Länder in Chemie und Physik bewertet: Etwa ein Fünftel der<br />

dort befragten Schulleitungen berichteten einen Fachlehrkräftemangel in diesen<br />

Fächern. In den ostdeutschen Flächenländern war dies jedoch bei weniger<br />

als 2 Prozent der Fall. Im Fach Mathematik scheint insgesamt eine bessere<br />

Unterrichtsversorgung zu bestehen, da nur 7 Prozent der Schulleitungen in<br />

Westdeutschland und etwa 2 Prozent in Ostdeutschland Beeinträchtigungen feststellten.<br />

Aus den Schulleiterbefragungen von PISA 2003 und 2006 geht darüber<br />

hinaus hervor, dass die Unterrichtsversorgung durch Fachlehrkräfte in<br />

Mathematik und den Naturwissenschaften vor allem an Haupt- und Realschulen<br />

eingeschränkt ist (Autorengruppe Bildungsberichterstattung, 2008).<br />

Neben den Schulleiterbefragungen liefern auch Statistiken zum Lehrer einstellungs<br />

bedarf Informationen darüber, in welchen Fächern aktuell ein Fachlehrer<br />

mangel besteht und somit mit einem verstärkten Einsatz fachfremder<br />

Lehrkräfte zu rechnen ist. In einem von der KMK vorgelegten Bericht zum<br />

Lehrereinstellungsbedarf für den Zeitraum von 2002 bis 2015 wurde allgemein<br />

eine erhebliche Unterversorgung durch Lehrkräfte in der Sekundarstufe I konstatiert<br />

und ein besonderer Mangel in Mathematik, den naturwissenschaftlichtechnischen<br />

Fächern und den musisch-künstlerischen Fächern prognostiziert<br />

(KMK, 2003). Eine aktualisierte Fassung des Berichts aus dem Jahr 2011 bestätigt<br />

diese Prognose für die Sekundarstufe I bis zum Jahr 2015 und weist erneut<br />

darauf hin, dass vor allem in dieser Schulstufe ein größerer Einstellungsbedarf<br />

in Mathematik, Physik, den Fremdsprachen, den musisch-künstlerischen<br />

Fächern und Sport besteht (KMK, 2011). Neben den Einschätzungen aus den

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