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Alkoholismus als biographisches Ereignis am Beispiel chronisch ...

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Vor allem zur Betrachtungsweise von Rückfällen hat das sozialkognitive Lernmodell einen<br />

entscheidenden Beitrag geleistet.<br />

Während die klassische Rückfalldefinition einen Rückfall <strong>als</strong> jeglichen Alkoholkonsum nach<br />

einer Phase der Abstinenz betrachtet, verzichtet der sozialkognitive Ansatz auf den<br />

pauschalen Rückfallbegriff. (vgl. Körkerl 2003, 31) Es werden Trinkmengen und -muster<br />

unterschieden, Veränderungen werden analysiert. (vgl. ebd.)<br />

Des Weiteren wird der Rückfall <strong>als</strong> normal betrachtet. Die klassische Sichtweise betrachtet<br />

die Abstinenz <strong>als</strong> normal. Der Rückfall wird nach dem sozialkognitiven Modell auch nicht <strong>als</strong><br />

Misserfolg gewertet, sondern im Sinne einer kognitiven Umstrukturierung <strong>als</strong> Lernerfahrung<br />

gesehen. (vgl. ebd., 32)<br />

Deswegen führt in den meisten Einrichtungen ein Rückfall nicht mehr zu Entlassungen und<br />

wird nicht mehr im klassischen Sinne <strong>als</strong> Mangel an Abstinenzmotivation gesehen. (vgl. ebd.,<br />

33) Der Rückfall wird vielmehr zur gezielten Weiterbehandlung genutzt, er wird aufgearbeitet<br />

und es werden Präventionsstrategien für die Zukunft entwickelt. (vgl. ebd.)<br />

In verschiedenen Studien wurden die Ursachen für Rückfälle genauer untersucht. (vlg.<br />

Übersicht in Körkel 2003, 20) Zu den intrapersonalen Einflussfaktoren zählen unangenehme<br />

Gefühle (50% – 75%) wie Ängste, Depressionen, abrupte Stimmungsschwankungen, Gefühle<br />

innerer Leere und fragiler Identität, wie etwa bei Borderline-Persönlichkeitsstörungen,<br />

Verlusterlebnisse nach Trennung, Tod oder Kündigung, unangenehme Nebenwirkungen von<br />

Psychopharmaka und auch Ärger.<br />

Weitere Faktoren sind unangenehme körperliche Zustände wie Schmerzen oder<br />

Schlaflosigkeit, angenehme Gefühle, wie zum <strong>Beispiel</strong> Stolz über vollbrachte Leistungen oder<br />

Glück, Versuche des kontrollierten Trinkens und ‚unwiderstehliches Alkoholverlangen‘<br />

(craving). Zu den interpersonalen Einflussfaktoren zählen Konflikte mit anderen Menschen<br />

(Streit, Spannungen), das Zus<strong>am</strong>mensein mit Alkoholkonsumenten, <strong>als</strong>o soziale<br />

Risikosituationen inklusive Trinkaufforderungen, und angenehme Gefühlszustände im<br />

Zus<strong>am</strong>mensein mit Anderen. (vgl. Übersicht in Körkel 2003, 20)<br />

Insges<strong>am</strong>t haben die verhaltenstherapeutischen Aspekte eine große Bedeutung in der<br />

Suchttherapie, weil ihre Hypothesen gut mit operationalisierbaren Variablen überprüfbar sind<br />

und somit den Prinzipien einer wissenschaftlichen, evidenzbasierten Suchtbehandlung<br />

entsprechen.<br />

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