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Alkoholismus als biographisches Ereignis am Beispiel chronisch ...

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Denn gegenüber den quantitativen Ansätzen hat die qualitative, erziehungswissenschaftliche<br />

Subjektperspektive unter anderem vor allem einen entscheidenden Vorteil:<br />

„Mit der autobiographischen Aussage haben wir einen ‚Angeklagten‘ vor uns, der spricht; mit<br />

dem empirischen Faktum haben wir es mit einem ‚Angeklagten‘ zu tun, der stumm ist. Der<br />

sprechende Angeklagte kann uns täuschen – zugegeben. Aber die Möglichkeit des<br />

Getäuschtwerdens ist angesichts des stummen Angeklagten nicht geringer...Es ist dieses<br />

dialogstiftende Wesen der autobiographischen Aussage, das ihr für die<br />

Erziehungswissenschaft einen Wert verleiht, den das empirische ‚stumme‘ Faktum nicht<br />

haben kann.“ (Henningsen 1981, 31)<br />

Die ausführlichen Darstellungen sollten zeigen, wie viele unterschiedliche quantitativ<br />

nachweisbare Wirkfaktoren zu einer Suchterkrankung und zu deren Aufrechterhaltung führen<br />

können! Die unterschiedlichen Definitionen, die neurobiologischen, systemischen,<br />

medizinischen, tiefenpsychologischen, verhaltenstherapeutischen, entwicklungspsychologischen<br />

und soziologischen Perspektiven, zielen letztlich doch wieder darauf ab,<br />

Verallgemeinerungen und objektive Aussagen treffen zu können.<br />

Aber welche Faktoren davon auf die je individuelle Lebensgeschichte zutreffen, erfährt man<br />

letztlich nur durch die Betrachtung und Interpretation der jeweiligen Erzählungen.<br />

Und eben dies soll das Anliegen dieser Arbeit sein, dem Subjekt in der durch quantitative<br />

Forschung geprägten Suchtlandschaft zu Wort zu verhelfen, um zu zeigen, dass die<br />

Lebensverläufe individuell verschieden sind, mit je unterschiedlichen Sinnzus<strong>am</strong>menhängen.<br />

In dieser Linie und geleitet von einem qualitativen, sinnverstehenden, hermeneutischen<br />

Verständnis soll auch die Fremdsicht, die Sichtweise der behandelnden Therapeuten,<br />

miteinbezogen werden. Darum soll es im nächsten Kapitel gehen.<br />

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