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Alkoholismus als biographisches Ereignis am Beispiel chronisch ...

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nun kommt der Betroffene selbst zur Sprache und kann erzählen, wie sich die Störung im<br />

biographischen Kontext auswirkt.<br />

In der Medizin und Psychologie finden sich zwar in neuester Zeit biographische<br />

Annäherungsversuche und entsprechende Veröffentlichungen, aber diese Arbeiten haben<br />

meist einen fachspezifischen Erkenntnisgewinn zum Ziel, unter dem die Subjektperspektive<br />

wieder verloren geht. So schreibt beispielsweise Wagner:<br />

„Geisteswissenschaftlichen Zugängen zu ihrem Forschungsobjekt eher abhold, konzentrieren<br />

sich heutige Medizinpsychologen derzeit weitgehend auf den empirischnaturwissenschaftlichen<br />

Forschungsansatz. Dementsprechend dominieren<br />

psychophysiologische Methoden sowie Fragebogen das Spektrum ihrerseits angewandter<br />

Verfahren. Qualitative Vorgehensweisen nehmen in ihrer wissenschaftlichen Arbeit dagegen<br />

eine eher marginale Position ein. Nur zu häufig lassen sie daher außer Betracht, dass ihre<br />

‚Forschungsobjekte‘, d.h. somatisch Kranke und deren Interaktionspartner (Mitglieder der<br />

Ärzteschaft und des Pflegeperson<strong>als</strong>) Subjekte sind, Individuen <strong>als</strong>o, deren je persönliche<br />

Sicht der Dinge die ‚objektive‘ Realität lediglich modifiziert abbildet.“ (Wagner 2004, 5)<br />

Und so weist auch Steingass in Bezug auf die Definitionsversuche der CMA darauf hin, dass<br />

dies lediglich Abbildungen sind, die nicht die Realität darstellen:<br />

„Die Abkürzung ‚CMA‘ und auch die Formulierung, für die dieses Kürzel steht: ‚<strong>chronisch</strong><br />

mehrfach beeinträchtigte Abhängigkeitskranke‘, ist eine klassifikatorische Beschreibung, ein<br />

Abbild, Definitionen, Definitionsvorschläge, Klassifikationsversuche (Hilge, 1998; Schu, M.<br />

1998; Arbeitsgruppe CMA, 1999; Fleischman & Wodarz, 1999; Schlanstedt et al., 2001),<br />

Abbilder und Konstrukte. Diese sprachlichen Konstrukte verhalten sich zu den Menschen, die<br />

d<strong>am</strong>it beschrieben werden sollen, wie Apfelbilder zu ‚real existierenden Äpfeln‘.“ (Steingass<br />

2003, 8)<br />

Auch er plädiert für eine subjektive Sichtweise, bei der es den Alkoholabhängigen und den<br />

<strong>chronisch</strong> Abhängigkeitskranken nicht gibt, sondern „vielmehr muss davon ausgegangen<br />

werden, dass es nur individuelle, höchst verschiedene Abhängige mit unterschiedlicher<br />

Persönlichkeit und Lebensgeschichte, unterschiedlichen Möglichkeiten, Stärken und<br />

Fähigkeiten, unterschiedlichen Interessen, Motiven, Zielen und Bedürfnissen gibt.“<br />

(Steingass 2000, 18)<br />

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