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Alkoholismus als biographisches Ereignis am Beispiel chronisch ...

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Zuordnung. Besonders bedeuts<strong>am</strong> für die diagnostische Zuordnung erwies sich die<br />

Kombination der ‚qualitativen‘ Kriteriumsbereiche gesundheitliche Störungen und der sozial<br />

rechtlichen Situation. Keine relevante Bedeutung für die diagnostische Einordnung CMA k<strong>am</strong><br />

hingegen in der vorliegenden Form den beiden ‚quantitativen‘ Kriteriumsbereichen<br />

‚Konsumverhalten‘ und ‚Behandlungserfahrung‘ zu. (vgl. Fleischmann et al., 1999)<br />

Der Definitionsversuch der Arbeitsgruppe des Bundesministeriums wird von Leonhardt und<br />

Mühler kritisiert. So ist der erste Kriteriumsbereich über das Konsumverhalten nur schwer<br />

genau zu ermitteln, da die Zeitwahrnehmung bei Abhängigkeitskranken meist erheblich<br />

gestört ist und somit von vornherein eine bestimmte Unschärfe besteht. (vgl. Leonhardt &<br />

Mühler 2006, 20) Auch die Erfahrungen aus der Arbeitspraxis des Verfassers im Reha-<br />

Zentrum Oberpfalz bestätigen diese Problematik. Viele der Klienten sind nicht in der Lage,<br />

genaue Angaben über ihren Konsum zu machen. Das liegt einerseits an den bereits mehrm<strong>als</strong><br />

beschriebenen Verleugnungstendenzen (vgl. Kapitel über psychische Folgeschäden), aber<br />

auch an den kognitven und hirnorganischen Beeinträchtigungen. (vgl. Kapitel über<br />

hirnorganische Folgeschäden)<br />

Der Kriteriumsbereich 2 (Behandlungserfahrung) wird für besonders bedenklich gehalten.<br />

Leonhardt & Mühler stellen in diesem Zus<strong>am</strong>menhang nochm<strong>als</strong> die Frage, ob umfangreiche<br />

Therapieerfahrungen ein Merkmal oder vielmehr eine Folge des CMA-Status darstellen. Sie<br />

folgern, dass ein solches Vorgehen wiederum eher zu einer Etikettierung der<br />

Nichttherapierbarkeit führt. (vgl. ebd., 21) Und auch die Erfahrung zeigt, dass immer wieder<br />

Patienten im Reha-Zentrum aufgenommen werden, die über keine oder über eine relativ<br />

geringe Suchtbehandlungserfahrung verfügen. Man bezeichnet solche Abhängige auch oft <strong>als</strong><br />

‚stille Abhängigkeitskranke‘.<br />

Am Kriteriumsbereich 4, welcher in der Tabelle vor 3 rangiert, wird kritisiert, dass speziell<br />

unregelmäßige Einkünfte aus Prostitution und delinquentem Verhalten einbezogen werden.<br />

Leonhartd & Mühler sind der Meinung, dass es sich dabei um eine willkürliche Aufzählung<br />

handelt, und dass sich vor allem der Bezug auf die Delinquenz <strong>als</strong> wenig erfolgversprechend<br />

erwiesen hat. (vgl. ebd. 22)<br />

Einen weiteren Beitrag zu den Definitionsversuchen lieferten Müller-Mohnssen, Hoffmann,<br />

Rothenbacher. Sie untersuchten eine CMA-Spezi<strong>als</strong>tation auf soziodemographische Daten hin<br />

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