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Alkoholismus als biographisches Ereignis am Beispiel chronisch ...

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Aus diesen Definitionen wird <strong>als</strong>o deutlich, dass nach medizinischer Auffassung die<br />

gesundheitliche Idealnorm bestmögliches Lebenkönnen wäre, wohingegen das Eintreten einer<br />

Erkrankung <strong>als</strong> eine diesbezüglich beeinträchtigende Variable zu verstehen sei. (vgl. Bittner<br />

1996 b, S. 19)<br />

Dieser Punkt hat für den weiteren Verlauf dieser Arbeit eine große Bedeutung:<br />

Krankheit wird in den neueren Auflagen des klinischen Wörterbuches aus medizinischpsychologischer<br />

Perspektive <strong>als</strong> eine Abweichung vom Normalen betrachtet. Und auch der<br />

Gesundheitsbegriff, der gemäß der WHO-Definition vom ‚Zustand des absoluten<br />

Wohlbefindens‘ spricht, macht deutlich, dass ‚Krankheit‘ grundsätzlich und ausschließlich <strong>als</strong><br />

Störfall betrachtet wird, wohingegen ‚Gesundheit‘ dem erstrebenswerten Normalfall<br />

entspricht, den es zu erhalten oder zu erreichen gilt.<br />

Auch in der ‚Internationalen Klassifikation der Erkrankungen‘ der 10. Revision (ICD-10)<br />

findet man unter anderen Begrifflichkeiten eine ähnliche Unterscheidung zwischen<br />

Gesundheit <strong>als</strong> Normalfall und Störung <strong>als</strong> etwas Defizitäres, nicht Normales.<br />

„Der Begriff ‚Störung‘ (disorder) wird in der ges<strong>am</strong>ten Klassifikation verwendet, um den<br />

problematischen Gebrauch von Begriffen wie ‚Krankheit‘ und ‚Erkrankung‘ weitgehend zu<br />

vermeiden. ‚Störung‘ ist kein exakter Begriff. Seine Verwendung in dieser Klassifikation soll<br />

einen klinisch erkennbaren Komplex von Symptomen oder Verhaltensauffälligkeiten<br />

anzeigen, die immer auf der individuellen und oft auch auf der Gruppen- oder sozialen Ebene<br />

mit Belastung und mit Beeinträchtigung von Funktionen verbunden sind. Soziale<br />

Abweichungen oder soziale Konflikte allein, ohne persönliche Beeinträchtigungen sollten<br />

nicht <strong>als</strong> psychische Störung im hier definierten Sinne angesehen werden.“ (Dilling u.a. 1993,<br />

22f.)<br />

Weiterhin ist in der ICD-10 von Beeinträchtigung, Behinderung, Benachteiligung und<br />

Handicaps die Rede. (vgl. ebd., 23)<br />

Durch diese veränderten Begrifflichkeiten wird die definitorische Problematik nicht wirklich<br />

entschärft. Ebenso wie in den Definitionsversuchen des Pschyrembel wird eine Abweichung<br />

von einem normalen, gesunden Lebenslauf <strong>als</strong> etwas Defizitäres beschrieben.<br />

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