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Alkoholismus als biographisches Ereignis am Beispiel chronisch ...

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Interpretation Person D<br />

Soziodemographische Daten:<br />

Frau D. ist 55 Jahre alt. Sie hat eine Schwester, beide Eltern sind tot. Aus ihrer zweiten Ehe<br />

hat sie 3 Kinder. Frau D. macht seit 5 Jahren eine stationäre Soziotherapie.<br />

Frau D. fasst ihre Kindheit und Jugend sehr kurz zus<strong>am</strong>men: „...aufgewachsen bin ich na ja so<br />

eine Art Vorort weil wir jedes Jahr umgezogen sind weil <strong>als</strong>o mein Vater durch seinen Beruf<br />

der musste jedes Jahr woanders hin und da mussten wir dann auch die Schule jedes Jahr<br />

wechseln und dadurch hatte ich mich <strong>als</strong>o dadurch tat ich mir schwer mitzukommen in der<br />

Schule...“ (Interview D, 1)<br />

Frau D. hatte durch die ständigen Umzüge und Schulwechsel Probleme, mit dem Stoff<br />

mitzukommen. Später erzählt sie, dass sie während ihrer Kindheit und Jugendzeit von ihrem<br />

Vater missbraucht wurde, doch zunächst springt sie zeitlich in die Phase ihrer ersten Ehe.<br />

„...na ja erst später dann <strong>als</strong>o mit einundzwanzig habe...geheiratet, aus der ersten Ehe da<br />

gehen keine Kinder hervor ich war ja dann sieben Jahre verheiratet war auch: Alkoholiker und<br />

durch ihn habe ich auch d<strong>am</strong><strong>als</strong> mit angefangen mit dem Trinken, so begann dann meine<br />

Trinkzeit; na ja und dann ich war sieben Jahre verheiratet wir hatten gute Zeiten und auch<br />

nicht so gute Zeiten wie das halt so ist in Ehen und dann hatte ich mich scheiden lassen von<br />

ihm...“(ebd., 1)<br />

Auffallend ist die geringe emotionale Beteiligung, mit der sie über die Heirat, den Einstieg in<br />

den <strong>Alkoholismus</strong> und das Scheitern der Ehe erzählt. Was genau vorgefallen ist und wie es<br />

zur Scheidung k<strong>am</strong>, wird nicht erzählt. Vermutlich hat das Erleben im Rauschzustand zu einer<br />

gewissen emotionalen Nivellierung, Abstumpfung oder Gleichgültigkeit geführt. Dabei wird<br />

dem <strong>Alkoholismus</strong> des Mannes, von dem sie sich nicht abgrenzen konnte, die Schuld gegeben<br />

für den eigenen Konsum. Sie erfährt auch hier symbolisch eine Grenzüberschreitung durch<br />

den Alkohol und ihren Mann, in dem sie etwas ertragen muss oder mitmacht, was sie gar<br />

nicht will, um vielleicht den letzten Halt, den sie von ihm durch die Beziehung bekommt,<br />

aufrecht zu erhalten.<br />

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