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Alkoholismus als biographisches Ereignis am Beispiel chronisch ...

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unregelmäßigen Einkünften, die Wohnsituation im Hinblick auf Wohnungslosigkeit, die<br />

Sozialkontakte im Hinblick auf soziale Isolation und die justitiellen Belastungen. (vgl. ebd.)<br />

Durch eine ‚Pathologiebrille‘ (vgl. Steingass 2003, 9) wird <strong>als</strong>o der Lebenslauf dieser<br />

Menschen betrachtet, um objektivierbare Items zu s<strong>am</strong>meln, die belegen, dass diese Personen<br />

schwer krank sind und weit weg von einem normalen, gesunden Leben.<br />

Ein entscheidendes Motiv für die Erstellung dieser Definitionsversuche ist die Rechtfertigung<br />

eines Hilfebedarfs gegenüber den Kostenträgern, <strong>als</strong>o ein ökonomisches Interesse, das den<br />

Leistungsträgern die Notwendigkeit des Hilfebedarfs plausibel zu machen versucht. In einem<br />

weiteren Sinne geht es natürlich auch um einen verantwortungsvollen Umgang mit den<br />

Geldern, die für das Sozialwesen ausgegeben werden. Daher kommt sicherlich auch der<br />

Zwang, Diagnosen stellen zu müssen, um Leistungen der Krankenkassen oder der Sozialhilfe<br />

zu bekommen.<br />

So weist auch Steingass darauf hin, dass diese Merkmallisten aus der Intention von<br />

Gesundheitsplanern entstanden sind, die für bedarfsgerechte, optimale, qualifizierte<br />

Versorgung dieser Zielgruppe die Kosten berechnen wollen. (vgl. Steingass zit. n. Leonhardt<br />

& Mühler 2006)<br />

Wie wir im weiteren Verlauf dieser Arbeit sehen werden, steckt in dieser Perspektive die<br />

Gefahr einer Kategorisierung und Reduzierung von Menschen auf krankhafte Symptome.<br />

Aber, um wieder den Bogen zu der wichtigen Botschaft dieses Kapitels zu spannen - hier<br />

nochm<strong>als</strong> die Kernaussage, um die es dem Verfasser geht:<br />

Sowohl die allgemeine medizinisch-psychologische Sichtweise von Krankheit, <strong>als</strong> auch im<br />

Speziellen die Sichtweise von <strong>chronisch</strong> mehrfach geschädigten Abhängigen sieht Krankheit<br />

<strong>als</strong> einen Störfall der ‚Normalbiographie‘, das Normale, Gesunde wird <strong>als</strong> beeinträchtigt und<br />

krank gesehen.<br />

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