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Alkoholismus als biographisches Ereignis am Beispiel chronisch ...

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Brauereien führten zu niedrigeren Herstellungskosten und zu einer größeren Verbreitung.<br />

(vgl. Lindenmeyer 2001, 28)<br />

So entwickelte sich ein Elendsalkoholismus, der zu vermehrten Krankenhauseinweisungen<br />

wegen Trunkenheit führte, aber auch zu einer Zunahme der Arbeitsunfälle in den Fabriken.<br />

Die Folgen waren erste Mäßigungsbewegungen auf Anregung König Friedrich Wilhelm III.<br />

von Preußen, die jedoch mit der Revolution 1848 wieder zus<strong>am</strong>menbrachen.<br />

Später entstanden jedoch Abstinenzvereine: 1885: Blaukreuz, 1889: Guttempler, 1896:<br />

Kreuzbund.<br />

Auch k<strong>am</strong> es zur Entdeckung von Folgeproblemen: im Jahre 1787 entdeckte man die<br />

Nervenschädigung, 1793 die Leberzirrhose und 1813 das Delirium, das d<strong>am</strong><strong>als</strong> <strong>als</strong><br />

„Gehirnfieber“ bezeichnet wurde. (vgl. ebd., 31)<br />

Auch erste Trinkerheilstätten wurden gegründet, etwa 1851 in Lintorf bei Düsseldorf. 1914<br />

gab es in Deutschland 54 Anstalten, die durch die berühmten 3 A`s gekennzeichnet waren:<br />

Abgeschiedenheit, Andacht, Arbeit. (vgl. ebd.)<br />

Ferner traten ab 1907 die Gewerkschaften vermehrt gegen Alkohol <strong>am</strong> Arbeitsplatz ein, aus<br />

nahe liegenden Gründen schloss beispielsweise die Dachdeckergewerkschaft einen<br />

entsprechenden Tarifvertrag ab. (vgl. ebd., 32)<br />

Im 18. Jahrhundert wurden die Folgen des unvernünftigen Gebrauchs alkoholischer Getränke<br />

stärker in den Mittelpunkt gestellt, vor allem weil der Branntwein viel kritischer gesehen<br />

wurde. (vgl. Spode 1993, 122) Die Grade des Rausches werden genau klassifiziert und es<br />

wird zuweilen zwischen akuter und dauernder Unmäßigkeit unterschieden. (vgl. ebd.)<br />

Vor allem die Entdeckung der körperlichen Langzeitfolgeschäden, aber auch die<br />

zunehmenden Klinikeinweisungen wegen schwerer Trunkenheit - oft im Zus<strong>am</strong>menhang mit<br />

Arbeitsunfällen - veränderten das Bewusstsein und die Betrachtungsweise des Phänomens<br />

<strong>Alkoholismus</strong>. Es wurde erkannt, dass häufige Trunkenheit zu Krankheiten führen kann. (vgl.<br />

ebd., 123)<br />

Es k<strong>am</strong> zu einem Paradigmenwechsel, der vor allem durch die Arbeiten der Ärzte Trotter,<br />

Rush, Hufland und Brühl - Cr<strong>am</strong>er bewirkt wurde. (vgl. ebd., 124)<br />

Die Wiege des neuen Alkoholwissens war die Universitätsstadt Edinburg. Dort hatte Hufland<br />

gegen Ende des 18. Jahrhunderts eine Theorie des zwanghaften Trinkens formuliert, die bis<br />

heute Bestand hat. (vgl. ebd., 126) Der Marinearzt Trotter hatte 1785 über die Trunkenheit<br />

und ihre Wirkung auf den menschlichen Körper promoviert. (vgl. Trotter 1804) Er sprach den<br />

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