29.01.2013 Aufrufe

Alkoholismus als biographisches Ereignis am Beispiel chronisch ...

Alkoholismus als biographisches Ereignis am Beispiel chronisch ...

Alkoholismus als biographisches Ereignis am Beispiel chronisch ...

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

6.5 Psychodyn<strong>am</strong>ische Theorieansätze<br />

In diesem Abschnitt werden psychoanalytische und weitere psychodyn<strong>am</strong>ische Aspekte einer<br />

Abhängigkeitsentwicklung untersucht.<br />

In der Geschichte der Psychoanalyse hat jede Phase der Theoriebildung auch eine neue<br />

Suchttheorie hervorgebracht. Aktuell lassen sich drei einander nicht ausschließende, sondern<br />

ergänzende Auffassungen der Funktion von Suchtmitteln unterscheiden:<br />

Der kleinste gemeins<strong>am</strong>e Nenner dieser verschiedenen Ansätze besteht wohl darin, dass<br />

<strong>chronisch</strong>er Missbrauch und Abhängigkeit von Rauschmitteln <strong>als</strong> Symptom einer seelischen<br />

Störung anzusehen ist. (vgl. Mentzos 1984, 236 ff.) „Diese ist Ausdruck eines Konfliktes, der<br />

vom Individuum nicht bewältigt werden kann und/oder einer lebensgeschichtlich sehr frühen<br />

Entwicklungsstörung, die dazu geführt hat, dass die Persönlichkeitsstruktur ganz oder in<br />

Teilbereichen mangelhaft entwickelt ist. Der Rauschmittelkonsum wird <strong>als</strong> unzulänglicher<br />

Versuch angesehen, die innerseelischen Konflikte zu bewältigen, bzw. die strukturellen<br />

Defizite zu kompensieren.“ (Wohlfaht 1992, 152)<br />

Der triebdyn<strong>am</strong>ische Ansatz steht vor allem bei älteren psychoanalytischen Theorien im<br />

Vordergrund. Dazu zählen vor allem die „Vorstellungen von der Oralität und einer<br />

unkontrollierten, unsublimierten, aber verschobenen Triebhaftigkeit.“ (Rost 2001, 46)<br />

Der Suchtmittelkonsum dient <strong>als</strong>o der Unlustvermeidung und der direkten Befriedigung<br />

triebhafter, überwiegend oraler Bedürfnisse. Das Alkoholverlangen wird <strong>als</strong> Ausdruck der<br />

Triebdyn<strong>am</strong>ik mit einer Fixierung bzw. Regression auf die orale Thematik gesehen. (vgl.<br />

ebd.) Des Weiteren wird <strong>als</strong> Auslöser der Suchtentstehung die Vermeidung und Bekämpfung<br />

von Unlust bzw. Unlustspannungen oder von einer Initialverstimmung gesehen. (vgl. ebd.,<br />

42) Der Rausch kann auch <strong>als</strong> eine Regression des Ichs auf seine frühkindliche, narzisstische,<br />

omnipotente Urgestalt gesehen werden, nach dem sich das Ich sehnt, vor allem wenn der<br />

Süchtige mit seinem leistungsschwachen Ich nicht in der Lage ist, ein stabiles Selbstgefühl<br />

herzustellen.<br />

Kritisch zu bemängeln ist jedoch die dabei zugrunde gelegte Ansicht, dass Alkohol immer<br />

etwas mit Genuss zu tun hat. Dies dürfte wohl die Ursprungsursache sein, jedoch steht beim<br />

<strong>chronisch</strong>en Konsum vielmehr die Unfähigkeit im Vordergrund, auf andere Weise Lust zu<br />

empfinden. Beim fortgeschrittenen <strong>Alkoholismus</strong> empfindet der Alkoholiker oftm<strong>als</strong> Ekel<br />

beim Konsum, jedoch muss er trinken, um die Wirkung zu erfahren. (vgl. ebd., 47)<br />

95

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!