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Alkoholismus als biographisches Ereignis am Beispiel chronisch ...

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Herr M. hatte gewissermaßen ein sehr monotones, gleichförmiges Leben, das er in einem<br />

einzigen Rauschzustand erlebt hat. Es werden keine Höhen und Tiefen genannt. Erst <strong>am</strong><br />

Schluss des Interviews erwähnt er, dass er zuletzt so verzweifelt war, dass er einen<br />

Selbstmordversuch unternehmen wollte. Erst durch dieses <strong>Ereignis</strong>, das vermutlich in seinem<br />

Erleben sehr erschütternd war, denkt er um und entschließt sich zu einer Therapie:<br />

„...jetzt <strong>am</strong> Schluss war ich soweit dass ich mich umbringen wollte ja? weil ich einfach die<br />

Nase voll gehabt habe...“(ebd., 2)<br />

Die Sprache, die Herr M. verwendet, ist sehr einfach und emotionsarm. Somit ist es die<br />

eingeschränkte Wahrnehmung durch das ständige Betrunkensein, welche zu<br />

Erinnerungslücken und einer gefühlsmäßigen Verflachung in der Erzählung führt. Aber auch<br />

der vermutlich geringe Bildungsgrad trägt wahrscheinlich zu dieser Art der sprachlichen<br />

Darstellung bei.<br />

Beeinträchtigungen durch den Alkohol gibt Herr M. keine an. Jedoch hat er vermutlich die<br />

Frage nicht richtig verstanden, was wiederum auf seinen eher schwachen Intellekt hindeutet:<br />

„...Beeinträchtigungen durch den Alkohol? D: ...wie Beeinträchtigungen? körperliche oder<br />

wie? I: zum <strong>Beispiel</strong>! D: eigentlich so nichts! ich habe eigentlich immer schwer gearbeitet in<br />

meinem Leben: so mir hat das Spaß gemacht.“(ebd., 2)<br />

Die mangelnde Fähigkeit zur Selbstreflexion und auch seine Schwierigkeiten, sich<br />

angemessen auszudrücken, werden deutlich, wenn er über die Veränderungen durch seine<br />

Therapieerfahrungen spricht:<br />

„...<strong>als</strong>o von meinem Leben jetzt her hat sich nicht viel verändert: die erste Therapie die ich<br />

gemacht habe das war in *Regensburg das war zweitausend, und dann war ich eigentlich fast<br />

drei Jahre trocken gewesen, bin ich wieder in die Arbeit gegangen ja? und bin dann auch<br />

wieder in Kreise hineingekommen in denen getrunken worden ist, habe ich eine Freundin<br />

kennen gelernt in dem Kreis.“(ebd., 2)<br />

Bei der ebenfalls sehr einfachen Darstellung seiner Zukunft wird eine sehr eindimensionale<br />

Fokussierung auf die Abstinenz ersichtlich. Ihm ist ganz klar, dass er nicht mehr trinken will,<br />

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