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Alkoholismus als biographisches Ereignis am Beispiel chronisch ...

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D<strong>am</strong>it wird wieder deutlich, worauf es Bittner ankommt. Er möchte Lebensfäden aufnehmen<br />

und durchleuchten, um Bereiche zu erforschen, an die quantitative, aber auch qualitative<br />

Forschungsmethoden bisher nicht hingekommen sind:<br />

„So stelle ich mir eine ‚neue‘ Psychologie vor, die Dinge ‚aus der Nähe‘ aus der Partizipation,<br />

aus dem Zus<strong>am</strong>menhang des Lebens heraus betrachtet: nicht ‚Daten‘ <strong>als</strong> Materialbasis für<br />

Zus<strong>am</strong>menhänge nimmt, sondern Erlebnisse, die sich vorzüglich in Ich-Erzählungen, in<br />

‚Geschichten‘ artikulieren – Geschichten, die in einem Sinnzus<strong>am</strong>menhang stehend<br />

interpretiert werden; im Hintergrund die Ahnung von Strukturen, von überpersönlichen<br />

Gesetzmäßigkeiten unseres Lebens, Gesetzmäßigkeiten, die man aber nicht wissen, die man<br />

nur erahnen kann...Gesetze endlich, unter denen mein, des Psychologen Leben ebenso steht<br />

wie das meiner beforschten ‚Objekte‘ – das wäre das Progr<strong>am</strong>m einer Psychologie ‚aus der<br />

Innenperspektive‘, einer Lebensäußerungen auslegenden, interpretierenden, eben einer<br />

hermeneutischen Psychologie.”(vgl. Bittner 2001, 58)<br />

Des Weiteren bezieht sich Bittner weiter auf Dilthey (1894) und geht davon aus, „...dass der<br />

psychologische Forscher auf sein eigenes Erleben <strong>als</strong> Basis jeder Forschung verwiesen ist,<br />

dass er sein Erleben zur Klarheit bringen, in Worte fassen, mitteilen, reflektieren und<br />

interpretieren muss. Somit wäre mit psychologischer Forschung stets ein erhebliches Stück<br />

Selbstoffenbarung, Preisgabe des eigenen Ich verbunden.” (Bittner 2001, 54)<br />

Und weiter: „Um erzählte Lebensgeschichten zu verstehen, bedarf es eines Vorverständnisses<br />

der eigenen Lebensgeschichte. Insofern wäre in der Tat das pädagogische<br />

Biographieninteresse letztlich auch ein auto<strong>biographisches</strong> (...).”(ebd.)<br />

Es geht Bittner <strong>als</strong>o um das Berührt- und Betroffensein im eigenen Lebenszus<strong>am</strong>menhang<br />

um von dort aus Phänomene zu beschreiben und sich von dort aus zu Allgemeinerem<br />

vorzutasten. (vgl. ebd., 54)<br />

Die Reflexionen setzen <strong>als</strong>o an den konkreten Lebenserfahrungen an und schließen somit den<br />

Blick auf die eigene Lebensgeschichte mit ein. So vollzieht sich für Fröhlich „...auch in der<br />

‚wissenschaftliche‘ Auseinandersetzung mit erzählten Lebensgeschichten...notwendigerweise<br />

ein Rückbezug auf eigene lebensgeschichtliche Erfahrung.“ (Fröhlich 1997, 176)<br />

Und auch Baacke und Schulze weisen auf diese „doppelte Subjektivität“ hin:<br />

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