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Alkoholismus als biographisches Ereignis am Beispiel chronisch ...

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Alkoholkonsums wird hier ersichtlich, nämlich die Auswirkungen über den Betroffenen<br />

hinaus auf die Umgebung. Die Arbeitswelt, das private und auch das öffentliche Umfeld<br />

können beeinträchtigt werden.<br />

Diese erste Alkoholkrise klang bei der Mehrzahl der Bevölkerung wieder ab. Die Gründe<br />

hierfür lagen in der Entwicklung von kontrollierteren Sitten, beispielsweise durch die<br />

vornehmen Manieren der „höfischen Gesellschaft“. So wurde gesittetes und kontrolliertes<br />

Trinken von Alkohol zum festen kulturellen Bestandteil. (vgl. Lindenmeyer 2001, 28)<br />

Außerdem wurde sich auch zunehmend „neuen Drogen“ wie Tabak und Kaffee zugewandt.<br />

Während <strong>als</strong>o die Mehrheit zu einem maßvollen Umgang mit Alkohol überging, gab es<br />

dennoch eine Minderheit, die weiterhin durch hemmungsloses Trinken auffiel und zum<br />

öffentlichen Ärgernis wurde. Diese Menschen wurden etwa ab dem Jahre 1650 zus<strong>am</strong>men mit<br />

Bettlern, Verbrechern, Dirnen, Verrückten und Sonderlingen in riesige Anstalten eingesperrt,<br />

um sie von der Öffentlichkeit fern zu halten und durch Zwangsarbeit für die Kosten ihrer<br />

Unterbringung aufkommen zu lassen. (vgl. ebd.)<br />

Regelungen und gesellschaftliche Normen verhindern <strong>als</strong>o nicht, dass ein Teil der<br />

Bevölkerung trotzdem mehr trinkt und dadurch sozial auffällig wird. Bei einigen Menschen<br />

ist der Drang zum Konsum so groß, dass eine Mäßigung nicht möglich ist. Jedoch wird die<br />

Schuld daran den Betroffenen selbst zugeschrieben, nämlich <strong>als</strong> ein Unvermögen, sich nicht<br />

kontrollieren zu können. Man hat den übermäßig Trinkenden vor allem Charakter- und<br />

Willensschwäche vorgeworfen (vgl. Schmidt 1999, 29), die Trunkenheit wurde <strong>als</strong> „Völlerei“<br />

(Spode 1993, 116) und „mutwillige Unsinnigkeit“ (Spode 1993, 117) bezeichnet. Dadurch<br />

erfuhren diese Menschen eine starke Abwertung, man stellt sie auf eine Ebene mit<br />

Kriminellen und „Verrückten“ und versteckt sie in Anstalten. Ein Krankheitsverständnis ist zu<br />

dieser Zeit noch nicht vorhanden, allenfalls der Rausch <strong>als</strong> akuter Zustand wurde <strong>als</strong><br />

pathologisch betrachtet. (vgl. ebd.)<br />

Zu einer zweiten Alkoholkrise k<strong>am</strong> es ca. ab dem Jahr 1820 vor allem durch die Folgen der<br />

Industrialisierung. Durch die Landflucht entstanden in den Städten Elendsviertel. Die<br />

Menschen, die dort wohnten, waren besonders anfällig für Alkoholkonsum, um ihrem Elend<br />

zumindest für kurze Zeit zu entfliehen. Dies wurde durch die Auszahlung von Alkohol <strong>als</strong><br />

Arbeitslohn nochm<strong>als</strong> verstärkt. Die Erfindung der Kältemaschine und neue<br />

Transportmöglichkeiten wie z.B. die Eisenbahn, sowie die Entstehung von Destillerien und<br />

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