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Alkoholismus als biographisches Ereignis am Beispiel chronisch ...

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empfindet“ (ebd., 160) Dadurch fühlt man sich innerhalb einer sozial-zeremoniellen<br />

Verwendung des Alkoholkonsums besser, und dies hat wiederum eine verstärkende Wirkung.<br />

(vgl. ebd., 161) Alkohol baut <strong>als</strong>o Spannungen und Konflikte in einer Gesellschaft ab und<br />

dient somit <strong>als</strong> Genussmittel zur sozialen Integration.<br />

Eine weitere soziologische Theorie, die so genannte Rollentheorie, st<strong>am</strong>mt von Winick. (vgl.<br />

Winick 1983, 246 ff.) Er geht davon aus, dass Suchtmittelabhängigkeit dann gehäuft auftritt,<br />

wenn Suchtmittel verfügbar sind, soziale Normen und Konventionen bezüglich ihres<br />

Konsums nicht anerkannt werden, und wenn es zur Rollenüberforderung oder zur Trennung<br />

aus sozialen Rollen kommt. (vgl. Winnick 1983, zit. n. Feuerlein 1998, 100)<br />

Winick weist auf Untersuchungen von mehreren Gruppen hin, die sich in einer<br />

Rollenüberforderung und -deprivation befinden und Drogen zu Verfügung hatten. So z.B.<br />

Krankenschwestern, (vgl. Winick 1983, 252) College Studenten, (vgl. ebd., 250) Ärzte (vgl.<br />

ebd. 251) oder US-Soldaten in Vietn<strong>am</strong> (vgl. ebd., 249)<br />

Des Weiteren zeigt er seiner Theorie entsprechend, dass bei einem Nachlassen der<br />

Rollenüberforderung, verschlechtertem Zugang und einer hervorstechenden negativen<br />

Einstellung zum eigenen Konsum der Drogenkonsum wieder beendet wird (vgl. ebd., 253) –<br />

so waren nach der Rückkehr aus Vietn<strong>am</strong> nur noch 7% der Soldaten heroinabhängig. (vgl.<br />

Robins 1973 zit n. Winnick 1983, 253)<br />

Die Vorteile dieser Theorie liegen vor allem darin, dass sie mit einem prognostischen Wert<br />

auf vielfältige Situationen, Kulturen und Personengruppen anwendbar ist, indem sie<br />

Situationen vorhersagen kann, die ein erhöhtes Risiko des Drogenkonsums mit sich bringen.<br />

(vgl. ebd., 255) Die Schwäche dieses Konzepts liegt jedoch in der mangelnden<br />

Konkretisierung der Rollen und ihrer Beziehungen. (vgl. Feuerlein et al. 1998, 100)<br />

Im Bereich der soziogenetischen Erklärungsmodelle wird <strong>Alkoholismus</strong> von der Entstehung<br />

her definiert, das heißt, <strong>Alkoholismus</strong> wird <strong>als</strong> ein Symptom eines lebensgeschichtlichen<br />

Entwicklungsprozesses gesehen. Auf Grund von Tiefeninterviews mit G<strong>am</strong>ma-Alkoholikern<br />

k<strong>am</strong> Stimmer zu dem Ergebnis, dass dieser biographische Prozess mehrere Phasen durchläuft:<br />

Von der vorbereitenden Phase über die labile und bedingende Phase hin zur Krankheitsphase.<br />

(vgl. Stimmer 1979) In der Vorbereitungsphase, der Zeit der primären Sozialisation in der<br />

‚pseudogemeinschaftlichen‘ Herkunftsf<strong>am</strong>ilie, kann sich meist die Interaktionsfähigkeit der<br />

späteren Alkoholabhängigen schlechter entwickeln, was sich in signifikant schlechteren<br />

Beziehungen zu Gleichaltrigen oder Lehrern ausdrückt. (vgl. ebd.) Diese grundlegende<br />

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