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Alkoholismus als biographisches Ereignis am Beispiel chronisch ...

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15. Rund um die Soziotherapie: Wo kommt das Subjekt zu<br />

Wort?<br />

In diesem Abschnitt soll es darum gehen, einen Trend in der soziotherapeutischen<br />

Behandlung <strong>chronisch</strong> mehrfach beeinträchtigter Abhängiger zu beschreiben und zu<br />

kritisieren, der von Seiten der Kostenträger bestimmt wird und immer mehr Einfluss auf die<br />

Arbeit mit den Betroffenen hat, vor allem auf die Dokumentation und dadurch auch auf die<br />

Betrachtungsweise der zu behandelnden Menschen insges<strong>am</strong>t.<br />

So wird zur Begründung bzw. zur Ermittlung des Hilfebedarfs ein immer mehr auf<br />

Operationalisierung abzielendes, kategorisierendes, klassifizierendes, und objektivierendes<br />

Dokumentationssystem verpflichtend gefordert, um letztlich im Sinne von Selbstbestimmung,<br />

Qualitätssicherung und Rationalisierung eine statistische Überprüfbarkeit von Seiten der<br />

Leistungsträger zu ermöglichen. Dies ermöglicht eine bessere Kontrolle über die zu<br />

vergebenden Gelder, da der Hilfebedarf genauer bemessen werden kann.<br />

Jedoch führt ein fehlendes Bewusstsein und eine blinde Übernahme dieses Paradigmas zu<br />

einem schleichenden Einzug eines reduktionistischen, mechanistischen und kategorisierenden<br />

Menschenbildes.<br />

Dieser Trend, der im Folgenden ausführlich dargestellt wird, ist sehr kritisch zu bewerten. Mit<br />

der Arbeit soll ein Beitrag dazu geleistet werden, das Bewusstsein dahingehend zu schärfen,<br />

dass dieses ‚aufgepfropfte‘ kategorisierende, reduktionistische Paradigma von Seiten der<br />

Kostenträger nicht das Menschenbild sein kann, auf deren Grundlage wir die <strong>chronisch</strong><br />

mehrfach beeinträchtigten Abhängigen behandeln.<br />

Dies wird durch die Einführung der Subjektperspektive gewährleistet. D<strong>am</strong>it wird dem Trend<br />

in der Soziotherapie und Suchttherapie eine nicht auf Objektivität abzielende Perspektive<br />

ergänzend gegenübergestellt, welche die Betroffenen mit ihren Empfinden in ihrer<br />

Subjektivität zu Wort kommen lässt und das jeweilige Leben rückblickend biographisch unter<br />

dem Aspekt der Bildung betrachtet.<br />

Den angesprochenen Trend im Bereich der Soziotherapie, bei dem die Leistungsträger<br />

verstärkt effiziente Leistungsnachweise von den Leistungserbringern fordern, um den<br />

Hilfebedarf genauer berechnen und überprüfen zu können, hat im Jahre 2004 bayernweit zur<br />

Einführung des so genannten Ges<strong>am</strong>tplanverfahrens nach § 58 des zwölften<br />

Sozialgesetzgebungsbuches (SGB XII) geführt. (vgl. Boorberg 2004, 27)<br />

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