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Alkoholismus als biographisches Ereignis am Beispiel chronisch ...

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Werden, Alkoholiker-Werden, Psychiatrischer-Patient-Werden, können dadurch besser<br />

verstanden werden. (vgl. ebd.)<br />

Darüber hinaus stellt das narrative Interview eine besondere Form des offenen Interviews dar,<br />

bei dem die Erlebnisse eines Erzählers <strong>als</strong> Geschichte wiedergegeben werden. Entscheidend<br />

ist, dass es sich um eine sog. Stegreiferzählung handelt, bei der sich der Proband in keiner<br />

Weise auf das Interview vorbereiten kann. (vgl. Glinka 1998, 9). Glinka nennt <strong>als</strong> ein<br />

wichtiges Ziel die dyn<strong>am</strong>ische Wirkung der Erhebungsmethode auf die<br />

„Erfahrungsaufschichtung“ erlebter <strong>Ereignis</strong>se; diese sollen wieder verflüssigt werden (ebd.).<br />

Er geht <strong>als</strong>o davon aus, dass die „Dyn<strong>am</strong>ik des Erzählvorgangs die retrospektiven<br />

Vorstellungen des Erzählers in Gang setzt und ihn noch einmal in die d<strong>am</strong>alige Handlungsund<br />

Erleidenssituation versetzt“(ebd.).<br />

Schließlich geht er von zwei Zeitebenen aus, die für ein Interview charakteristisch sind. Zum<br />

einen die auf der „Haupterzähllinie“ anzusiedelnde, eben kurz beschriebene „retrospektive<br />

Ebene“. Zum anderen die „Nebenerzähllinie“ auf der „finalen Ebene“. Darunter ist die<br />

aktuelle Erzählkommunikation zu verstehen. (vgl. ebd., 50)<br />

Grundsätzlich wird in einem Interview eine Geschichte erzählt, die eine Ablaufstruktur von<br />

sozialen Prozessen enthält. Dadurch lässt sich eine „Zustandsveränderung über eine zeitliche<br />

Schwelle hinweg erkennen.“ (Glinka 1998, 25):<br />

Dabei ist der Informant entweder ein intentional Handelnder oder ein Erleidender, der nur<br />

noch auf äußere Rahmenbedingungen reagieren kann. (vgl.ebd.) Deswegen wäre es denkbar,<br />

dass der Erzähler noch nicht die nötige Distanz zu den <strong>Ereignis</strong>sen besitzt und keine<br />

unterschiedlichen Perspektiven einnehmen kann. (vgl. ebd.) Somit können durchaus Schuld<br />

oder Schmerz während der Erinnerungen auftreten.<br />

Auch können ehemalige Erfahrungen durch „Erinnerungs- und Erkenntnisbarrieren blockiert<br />

sein.“(ebd.) Es ist durchaus denkbar, dass ein Informant auf Grund von Kindheitstraumen<br />

gewisse Dinge entweder fiktiv, realitätsfern oder gar nicht mehr in Erinnerung hat. Jedoch<br />

können diese durch die für Interviews typische entstehende ‚Dyn<strong>am</strong>ik des Erzählvorgangs‘<br />

abgebaut werden.<br />

Auf Seiten des Erzählers geht es um die allgemeine Fähigkeit der Erfahrungsrekonstruktion,<br />

wodurch dem Forscher ein „Teilbereich der sozialen Realität“ zugänglich wird (ebd.). Man<br />

bekommt einen Zugang sowohl zur Außen- <strong>als</strong> auch zur Innenperspektive des Informanten.<br />

(vgl. ebd. 103)<br />

Des Weiteren werden die verschiedenen Interviewphasen von Glinka in drei Teile geteilt:<br />

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