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Alkoholismus als biographisches Ereignis am Beispiel chronisch ...

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Zu einer ersten Alkoholkrise k<strong>am</strong> es im 16. und 17. Jahrhundert. Die Ursachen hierfür lagen<br />

in der Erfindung der Destillation von Alkohol. In Form von Branntwein stand nun ein<br />

hochprozentiges alkoholisches Getränk zur Verfügung, das sich in Europa rasch verbreitete.<br />

Dazu trugen die bessere Haltbarkeit und die besseren Transportmöglichkeiten durch den<br />

Ausbau der Infrastruktur bei. Aber auch die Söldnerheere des Dreißigjährigen Krieges trugen<br />

zur Verbreitung des Alkohols bei, da sie zur Erhöhung der K<strong>am</strong>pfbereitschaft <strong>als</strong> Teil des<br />

Soldatensoldes Branntwein bek<strong>am</strong>en. (vgl. Lindenmeyer 2001, 27)<br />

Der Alkoholkonsum stieg dadurch enorm an, und die Alkoholprobleme nahmen zu. In<br />

manchen süddeutschen Städten wurden jeden Morgen mit Hilfe eines kleinen Wagens<br />

Betrunkene „aufges<strong>am</strong>melt“, und in Württemberg zählte man beispielsweise vom Herbst 1540<br />

bis zur Fastenzeit 1541 400 Menschen, die beim Zechen ums Leben k<strong>am</strong>en. (vgl. ebd.)<br />

Die Folgen waren die Gründungen erster Abstinenzvereine, so z.B. im Jahre 1517 der „St.-<br />

Christoph-Orden zur Abstellung des Fluchens und des Zutrinkens“. Mit Schriften und<br />

Flugblättern wurde im Land vor den Gefahren des Alkohols gewarnt.<br />

Die Unterscheidung zwischen Bier und Wein <strong>als</strong> harmlosem, und Schnaps oder Branntwein<br />

<strong>als</strong> heimtückischem Alkohol st<strong>am</strong>mt aus dieser Zeit. (vgl. ebd.)<br />

Es k<strong>am</strong> auch zur Erlassung von Rauschverboten, deren Zuwiderhandlung zu Geldstrafen<br />

führte, sowie zur Einführung einer Alkoholsteuer, beispielsweise im 17. Jahrhundert in<br />

Preußen.<br />

Vor allem die vermehrte Verfügbarkeit alkoholischer Getränke, der höhere Alkoholgehalt und<br />

die verstärkte Etablierung in der Gesellschaft führte im Laufe der Geschichte zu immer<br />

größeren Problemen. Ein maßloser Konsum - vor allem mit hochprozentigem Alkohol - führte<br />

zu negativen Auswirkungen, für Einige sogar mit Todesfolge. D<strong>am</strong>it wurde deutlich, dass<br />

Alkohol in hohen Dosen toxisch auf den menschlichen Körper wirkt. Allerdings waren es<br />

weniger die heute bekannten körperlichen Langzeitfolgen, die Probleme machten, sondern<br />

mehr das fehlende Bewusstsein für einen maßvollen unmittelbaren Konsum. Die ersten<br />

Abstinenzvereine und die staatlichen Reglementierungen waren bestrebt, einen maßvolleren<br />

Umgang mit dem Alkohol in der Bevölkerung zu erzielen, da sich dieser offensichtlich nicht<br />

von selbst bei den Einzelnen einstellte. Ein wesentliches Phänomen des Alkoholkonsums lässt<br />

sich hier erkennen: der Drang, ständig die Dosis steigern zu wollen und die Gefahr, einen<br />

Kontrollverlust zu erleiden, aber offensichtlich auch die Notwendigkeit von äußeren Hilfen,<br />

Regelungen und Verboten. Und noch eine weitere Folge des sich immer weiter verbreitenden<br />

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