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Alkoholismus als biographisches Ereignis am Beispiel chronisch ...

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Annahme zugrunde, dass das Austragen von Konflikten zu gefährlich sein könnte. Demnach<br />

hat <strong>als</strong>o das Symptom <strong>Alkoholismus</strong> eine beziehungsregulierede Funktion, bei der die Partner<br />

nicht mehr direkt miteinander in Beziehung stehen, sondern das Symptom steht quasi <strong>als</strong><br />

Beziehungsmitglied dazwischen. (vgl. ebd. 178)<br />

„Ein zentrales Phänomen in Suchtf<strong>am</strong>iliensystemen ist die Entwicklung und die<br />

wechselseitige Aufrechterhaltung massiver Muster von Abhängigkeit und von<br />

Außenorientierung in den Beziehungen der Beteiligten. Außenorientierung meint, dass die<br />

Beteiligten ihr Erleben und Verhalten mehr nach den Erwartungen und Entscheidungen<br />

Anderer ausrichten <strong>als</strong> an eigenen, inneren Standpunkten.“ (ebd., 179)<br />

Oftm<strong>als</strong> muss zu einer Ursachenanalyse die Bedeutung der Herkunftsf<strong>am</strong>ilie miteinbezogen<br />

werden, da es hier übergreifende Abhängigkeitssysteme geben kann. (vgl. ebd. 180)<br />

Dieses Verhalten der F<strong>am</strong>ilienmitglieder wird auch <strong>als</strong> Coalkoholismus oder co-abhängiges<br />

Verhalten bezeichnet. (vgl. Aßflag 1993, 11) Die Vorläufer dieses Begriffes waren Co-<br />

<strong>Alkoholismus</strong> bzw. Co-Alkoholiker. Beide st<strong>am</strong>men aus dem Sprachgebrauch der Anonymen<br />

Alkoholiker. Der Begriff Co-Abhängigkeit beschreibt die wesentliche Gemeins<strong>am</strong>keit des<br />

Süchtigen und des Angehörigen: Die Abhängigkeit. Beide bilden eine Krankengemeinschaft,<br />

die an der Aufrechterhaltung der Abhängigkeit beteiligt sind. (vgl. ebd., 11) Somit stellt dieser<br />

Begriff das helfende Verhalten in Frage, weil in Wirklichkeit er selbst abhängig ist und die<br />

Abhängigkeit des Anderen unterstützt. (vgl. ebd., 8).<br />

Im Sinne der Systemerhaltung muss die F<strong>am</strong>ilie auf den destruktiven Anteil des<br />

Suchtverhaltens reagieren, d<strong>am</strong>it sie <strong>als</strong> Ganzes ihre Aufgaben, z.B. Gewährleistung der<br />

materiellen und emotionalen Sicherheit, weiterhin erfüllen kann. Das bedeutet, dass die<br />

einzelnen F<strong>am</strong>ilienmitglieder zunächst versuchen, das süchtige Verhalten zu kontrollieren und<br />

die negativen Folgen so gering wie möglich zu halten. (vgl. ebd., 182)<br />

Das heißt <strong>als</strong>o, dass die Rollen komplementär so verteilt sind, dass der nichtsüchtige Partner<br />

zunehmend die Rolle des Starken und Kontrollierenden einnimmt. Er übernimmt immer mehr<br />

Verantwortung für zahlreiche Funktionsbereiche, die der Süchtige vernachlässigt. Wenn sich<br />

das Suchtverhalten trotzdem verstärkt, dann geht es soweit, dass der ‚nüchterne‘ Partner<br />

häufig versucht, seine Vorstellungen, wie der Suchtpatient sich zu verhalten hat,<br />

durchzusetzen. (vgl. ebd.) Jedoch erlebt der süchtige Partner die Bemühungen des<br />

kontrollierenden Partners <strong>als</strong> massive Unterwerfungs- und Kontrollversuche, worauf er<br />

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