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Alkoholismus als biographisches Ereignis am Beispiel chronisch ...

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In diesem Sinne soll auch die Therapeutenperspektive interpretiert werden. Die Interviews<br />

werden jeweils in Bezug auf die subjektiv erzählten Lebensgeschichten nach den Prinzipien<br />

des hermeneutischen Verstehens ausgewertet.<br />

Dies eröffnet die Möglichkeit, zu einem tieferen Verständnis der Betroffenen zu gelangen, da<br />

gewissermaßen durch eine psychoanalytische Brille erkundet werden kann, wie die<br />

Therapeuten erzählen, was sie erzählen und was im Vergleich dazu die Betroffenen, und vor<br />

allem aus welcher Perspektive sie Dinge beschreiben, ausmalen oder weglassen.<br />

Dadurch erhofft sich der Verfasser zu einer gewissen Tiefendimension zu gelangen, und zwar<br />

in einem psychoanalytischen, hermeneutisch-interpretativen Verständnis nach Bittner:<br />

„Der Psychoanalyse fällt die Aufgabe zu, die Vielzahl der menschlichen Selbstauslegungen,<br />

besonders dort, wo sie den Betroffenen leiden machen, ihrerseits auszulegen. Indem sie sich<br />

dieser Aufgabe stellt, wird sie zur hermeneutischen Psychologie.“ (vgl. Bittner 1998, 66)<br />

„Analyse ist Hermeneutik und nichts sonst: Hermeneutik unter dem Vorverständnis des<br />

Unbewussten.“ (Bittner 1998, 64)<br />

Durch die Annahme des Unbewussten kommt nun auch die Annahme von Verdrängung und<br />

Abwehrmechanismen ins Spiel:<br />

„Abwehr bzw. Verdrängung ist keine vorfindbare Entität, die man untersuchen kann, sondern<br />

ein nützliches, ein unentbehrliches interpretatorisches Konstrukt.“(ebd.179)<br />

Zus<strong>am</strong>menfassend zielt dieses Vorgehen ab auf das Ich mit „seiner prekären Vielheit bzw.<br />

Einheit, das nicht ‚hinter sich selbst‘ kommen, sondern das Unbekannte seiner selbst nur in<br />

immer neuen metaphorischen Wendungen zu umkreisen vermag (Bittner 1998 b), es bildet<br />

den Auslegungshorizont jeder Art von ‚Erlebnissen’ in der Perspektive einer psychoanalytisch<br />

verstandenen Hermeneutik.“ (Bittner 2001, 57)<br />

Und hierbei sollen die Therapeuteninterviews helfen, um zu einem vertieften Verständnis der<br />

Subjekte zu kommen, mit einem Vorverständnis des Unbewussten und einem offenen<br />

Abwehrverständnis. Anhand der Therapeuteninterviews kann im Einzelfall auch untersucht<br />

werden, ob und wie Dinge evtl. ausgeblendet werden oder eben nicht, wie dies so oder<br />

vielleicht ganz anders passiert. Wie das nicht Erzählte verstanden werden kann, vor allem in<br />

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