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Alkoholismus als biographisches Ereignis am Beispiel chronisch ...

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6.2 Soziologische Theorien<br />

Grundsätzlich fragen soziologische Theorien nicht, warum eine Person zum Alkoholiker wird,<br />

sondern warum eine gegebene Gesellschaft ein bestimmtes Maß an Alkoholikern produziert.<br />

(vgl. Schulz 1976, 225) Es wird <strong>als</strong>o nach makroanalytischen Erklärungen für den<br />

epidemiologischen Alkoholkonsum in einer Population oder in sozialen Gruppen gesucht.<br />

(vgl. Feuerlein et al. 1998, 99)<br />

Folgende Ausgangsfragen werden häufig gestellt:<br />

• „Welche Funktion und Aufgabe hat der Alkoholkonsum für die Funktionsfähigkeit<br />

bzw. für die soziale Integration einer Gesellschaft?<br />

• Wie können unterschiedliche Alkoholkonsumgewohnheiten (Menge, Frequenz,<br />

Trinksitten) in verschiedenen Gesellschaften oder sozialen Schichten auf<br />

soziologischer Ebene (d.h. soziale Normen, Regeln, Wertvorstellungen und<br />

sozioökonomische Bedingungen) erklärt werden?<br />

• Wie definiert eine Gesellschaft Alkoholkonsum und Alkoholmissbrauch im Hinblick<br />

auf soziale Normen und Wertvorstellungen?“ (Feuerlein et al. 1998, 99)<br />

„In soziologischer Sicht wird Sucht <strong>als</strong> abweichendes Verhalten verstanden, dessen<br />

Feststellung wesentlich von den jeweiligen sozialen Normen und Regeln der Gesellschaft<br />

abhängig ist.“ (Schulz 1976, zit n. Feuerlein et al. 1998, 99)<br />

In funktionalistischen bzw. utilitaristischen Ansätzen steht die Frage der Funktion des<br />

<strong>Alkoholismus</strong> für die Gesellschaft im Vordergrund. (vgl. ebd., 100)<br />

Dabei wird Alkohol für die Mitglieder einer Gesellschaft, in der Alkohol jederzeit erhältlich<br />

ist, <strong>als</strong> ein legitimes und stets verfügbares Mittel zur besseren Bewältigung einer belastenden<br />

Beziehung zwischen Individuum und Umwelt gesehen. (vgl. Schulz 1976, 162) „Das Erlebnis<br />

einer Wirkung ist daher durch den suggestiven Einfluss der Umwelt mitbestimmt. Die Kultur<br />

formt daher das Erleben des Rauschmittels. Das Resultat dieser in der Kultur gelernten<br />

Trinkwirkungen ist zuletzt – auch beim Alleintrinken – Selbstsuggestion der Wirkung.“(ebd.,<br />

159) Die Trinkmotive bzw. die positiven Wirkungen des Alkohols können <strong>als</strong> erlebte<br />

Förderung persönlicher, aggressiver und erotischer Durchsetzung beschrieben werden. (vgl.<br />

ebd.) Somit werden die Wirkungen des Alkohols weniger unmittelbar, bewusst und<br />

persönlichkeitsbezogen, sondern vielmehr an bestimmte Situationen gebunden erlebt. (vgl.<br />

ebd.) „Konkret ist es das durch Alkohol erleichterte Verhalten, das man selbst <strong>als</strong> Wirkung<br />

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