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Alkoholismus als biographisches Ereignis am Beispiel chronisch ...

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Denn „Seelische Krankheit wird verstanden <strong>als</strong> krankhafte Störung der Wahrnehmung, des<br />

Verhaltens, der Erlebnisverarbeitung, der sozialen Beziehungen und der Körperfunktionen.<br />

Auch Beziehungsstörungen können Ausdruck von Krankheit sein; sie sind für sich allein nicht<br />

schon Krankheit im Sinne dieser Richtlinien, sondern...nur...wenn ihre ursächliche<br />

Verknüpfung mit einer krankhaften Veränderung...nachgewiesen<br />

wurde.“ (vgl. Psychotherapie-Richtlinien 1990, zit. n. Bittner 1998, 85)<br />

Und weiter: „Im Blick auf die deutsche Kassenregelung weist Nedelmann auf die<br />

grundsätzliche Inkompatibilität von psychoanalytischen und versicherungsrelevanten<br />

medizinischen Diagnosen hin. ‚Die Konvention – und zwar die medizinische – entscheidet<br />

darüber, ob die Manifestationen...die allgemeinen Reaktionsbereitschaften und die Symptome<br />

‚krank‘ genannt zu werden verdienen‘. Eine mehr oder weniger ausgeprägte Neurose hat<br />

jeder; durch die versicherungsrechtliche Definition von Krankheit werden nur jene Neurosen<br />

<strong>als</strong> Krankheiten anerkannt‚ deren Auswirkungen ein bestimmtes Maß an Einschränkung,<br />

Schmerz, Not und Elend übersteigen‘.“ (Nedelmann 1990, zit. n. Bittner 1998, S. 85)<br />

Hier wird dieses definitorische Problem aberm<strong>als</strong> deutlich. So kommt auch Bittner zu dem<br />

Schluss, dass „Wenn man sich – wie ich – auf den Standpunkt stellt, daß irgendwo jeder<br />

Mensch einen Punkt hat, wo er seelisch leidet und mit dem Leben nicht fertig wird, dann<br />

werden...Abgrenzungen von Gesunden und Kranken vollends fragwürdig.“ (Bittner 1996 b,<br />

13)<br />

Und auch diese Arbeit geht davon aus, dass eine Unterscheidung von Krankheit und<br />

Gesundheit schier unmöglich und definitorisch nicht eindeutig festzulegen ist.<br />

Ziel dieser Arbeit ist es aber, Krankheit einmal anders zu betrachten.<br />

Es geht dabei nicht um eine Kategorisierung in ‚gesund‘ oder ‚krank‘, vielmehr soll im Sinne<br />

von Weizsäcker und Bittner das Subjekt mit seiner Lebensgeschichte in den Mittelpunkt<br />

rücken. Der Patient wird <strong>als</strong>o selbst zur Sprache kommen und Gegenstand dieser<br />

wissenschaftlichen Untersuchung sein. Es geht um eine Sensibilisierung für das Subjekt.<br />

„Gemeint ist, daß keine Sache und kein Ding, sondern etwas Menschliches, das Menschliche<br />

im Menschen, zur Sprache kommen soll.“ (v. Weizsäcker 1967, 7)<br />

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