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Alkoholismus als biographisches Ereignis am Beispiel chronisch ...

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So gibt es auch einen Beitrag von Bittner in dem bereits angesprochenen S<strong>am</strong>melband<br />

pädagogischer Biographieforschung, der speziell auf die „psychoanalytische Dimension<br />

biographischer Erzählungen“ eingeht. (vgl. Baacke & Schulze 1979, 120 ff.)<br />

Aus dieser psychoanalytischen Perspektive „...kommt noch ein weiterer Punkt hinzu: die<br />

autobiographische Erzählung ist das eine, das gelebte Leben das andere; das Leben kann der<br />

Erzählung niem<strong>als</strong> ganz zugänglich werden; der Erzähltext gibt das Leben nur mit<br />

Auslassungen und Entstellungen wieder. Psychoanalyse betrachtet den Ich-Standpunkt des<br />

autobiographischen Erzählers auf dem Hintergrund des Nicht-Erzählten, Nicht-Gewussten, z.<br />

T. nicht Wissbaren und dennoch Lebensbedeuts<strong>am</strong>en. Einfacher ausgedrückt: man versteht<br />

eine autobiographische Geschichte nur, wenn man die vielen nicht erzählten Geschichten, die<br />

noch drinstecken, mitversteht (vgl. Bittner 1994).”(Bittner in Bittner & Fröhlich 1997, 46 f)<br />

Das bedeutet letztlich, dass nicht nur faktisch Erzähltes innerhalb autobiographischer Texte<br />

wichtig ist, sondern dass jene Deutungen fast wichtiger erscheinen, welche der Erzählende<br />

seinem eigenen Leben gibt. (vgl. Bittner in Bittner & Fröhlich 1997, 47)<br />

Darüber hinaus kommt ja noch die Besonderheit dieser Arbeit hinzu, die Therapeutensicht.<br />

Sie ermöglicht eine Deutung auf einer höheren Ebene des Verstehens. Dadurch können<br />

Auslassungen, „Nicht-Erzähltes“, besser verstanden und gedeutet werden. Denn auch bei den<br />

Interviews mit den <strong>chronisch</strong> mehrfach beeinträchtigten Abhängigkeitskranken werden sich<br />

‚Lücken‘ und Widersprüche zwischen erzähltem Leben und gelebtem Leben auftun, welche,<br />

und das ist das Besondere an dieser Arbeit, in Bezug auf die Therapeuteninterviews teilweise<br />

erklärt und verstanden werden können. Somit ist die Deutung der Lebensgeschichten der<br />

Betroffenen zuzüglich der Therapeutenebene eine Möglichkeit, auf die tiefere Bedeutung des<br />

Nicht-Erzählten zu schließen. Wir haben es somit mit einer dreifachen Subjektivität zu tun, in<br />

dem der Verfasser <strong>als</strong> Interpret den Erzählungen der Betroffenen und den Therapeuteninterviews<br />

in Bezug auf die Betroffeneninterviews begegnet.<br />

Und auch Schulze schreibt: „Eine Autobiographie ist nicht nur die Erzählung einer<br />

Lebensgeschichte und nicht nur eine Form der Selbstdarstellung. Sie ist auch eine bedeuts<strong>am</strong>e<br />

Ans<strong>am</strong>mlung von Erinnerungen. Sie reproduziert eine Auswahl von im Gedächtnis<br />

gespeicherten Eindrücken, Mitteilungen, Szenen, Beziehungen, Begegnungen und <strong>Ereignis</strong>sen<br />

aus dem bisherigen Leben. In fast allen autobiographischen Erzählungen...finden sich<br />

eingestreut Erinnerungen an Erlebnisse irgendeiner Art. Meistens nehmen sie die Gestalt einer<br />

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