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Alkoholismus als biographisches Ereignis am Beispiel chronisch ...

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7. Fazit<br />

Wir haben nun soziale, soziologische, genetische, neurobiologische, neurophysiologische,<br />

psychodyn<strong>am</strong>ische, systemische, verhaltenstherapeutische, entwicklungspsychologische und<br />

selbstkonzepttheoretische Perspektiven betrachtet, welche auf die Ursachen einer<br />

Alkoholabhängigkeit eingegangen sind. Es ist klar geworden, dass an der Entwicklung einer<br />

Suchterkrankung immer mehrere dieser Einflussfaktoren beteiligt sind.<br />

In besonderer Weise haben die entwicklungspsychologischen Theorieansätze den Versuch<br />

unternommen, soziale, individuelle und biologische Faktoren zu berücksichtigen und <strong>als</strong><br />

Variablen zu operationalisieren mit dem Ziel, statistisch gesicherte Aussagen über relevante<br />

Merkmale treffen zu können, die zu einer Abhängigkeitsentwicklung führen.<br />

Zus<strong>am</strong>menfassend waren alle behandelten Ansätze bestrebt, Erklärungen zu finden, die in<br />

möglichst vielen Fällen einer Abhängigkeitsentwicklung bestimmend sind.<br />

Jedoch führen die meist quantitativ-empirischen Studien und die Versuche, möglichst<br />

allgemein gültige Aussagen finden zu wollen, zu einem Reduktionismus und vielfach auch zu<br />

Kategorisierungen, welche den Einzelfällen mit ihrem jeweils subjektiven Erleben keine oder<br />

wenig Bedeutung zukommen lassen.<br />

Dabei gehen jedoch individuelle Verstehens- und Sinnzus<strong>am</strong>menhänge auf Kosten von<br />

statistisch gesicherten Aussagen und Verallgemeinerungen verloren.<br />

Im Gegensatz dazu ist das Anliegen dieser Arbeit, die Subjekte zu Wort kommen zu lassen<br />

und die jeweiligen individuellen Innen- und Erlebnisperspektiven anhand von narrativen<br />

biographischen Erzählungen zu betrachten.<br />

Daran wird ersichtlich werden, wie die multiplen Ursachenfaktoren mit der jeweiligen<br />

Lebensgeschichte verwoben sind, welche davon tatsächlich auftreten, und welche Bedeutung<br />

sie im Einzelfall für den Entstehungsprozess der Alkoholabhängigkeit haben.<br />

Im weiteren Verlauf soll einerseits gezeigt werden, dass auch die wissenschaftlichen<br />

medizinisch-psychologisch-sozialen Erkenntnisse über Folgeschäden bei <strong>chronisch</strong>em<br />

<strong>Alkoholismus</strong> das subjektive Erleben der Betroffenen ausblenden. Andererseits tragen die<br />

folgenden Ausführungen zum Grundverständnis des Krankheitsbildes der <strong>chronisch</strong> mehrfach<br />

beeinträchtigten Abhängigen bei, was für die spätere Auseinandersetzung mit den<br />

Definitionsversuchen unabdingbar ist.<br />

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