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Alkoholismus als biographisches Ereignis am Beispiel chronisch ...

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8.6.2 Alkoholischer Tremor<br />

Ein Tremor kommt bei <strong>chronisch</strong>em <strong>Alkoholismus</strong> häufig vor. Er ist anfangs reversibel,<br />

später wird er andauernd und irreversibel. Das Leiden beginnt mit einem feinschlägigen<br />

Tremor, der später grobschlägig wird mit einer Frequenz von 8 bis 9 Schlägen/s. (vgl.<br />

Feuerlein et al. 1998, 171) Typischerweise beginnt der Tremor an den Händen und weitet sich<br />

dann aus auf Zunge, Lippen, Augenlider, Kopf und Füße. Auffallend ist, und dieses<br />

Phänomen lässt sich immer wieder in der Praxis vor allem bei Arbeiten in der Ergotherapie<br />

beobachten, dass der Tremor in Ruhe weniger deutlich ist <strong>als</strong> bei Tätigkeit. Außerdem<br />

verstärkt er sich bei emotionalen Spannungen. „Häufig tritt er zus<strong>am</strong>men mit einer<br />

Kleinhirnschädigung auf, ist aber ansonsten unabhängig von anderen neurologischen<br />

Folgeschäden.“ (Feuerlein et al. 1998, 172) Pathologisch-anatomisch finden sich vor allem<br />

Ausfälle im Put<strong>am</strong>en und im Kleinhirn.(vgl. ebd.)<br />

8.6.3 Epileptische Anfälle bei <strong>chronisch</strong>em Alkoholmissbrauch<br />

Die Angaben über die Häufigkeit von epileptischen Anfällen, die im Verlauf des<br />

<strong>Alkoholismus</strong> auftreten, sind in der Literatur außerordentlich schwankend. Meier und Forst<br />

sprechen von 5% bis 35%. (Meyer & Forst, 1977) „Mehr <strong>als</strong> 90% der Kr<strong>am</strong>pfanfälle treten<br />

innerhalb von 7 - 48 h nach dem Absetzen des Alkohols auf. 60% der Patienten entwickeln<br />

mehr <strong>als</strong> einen Kr<strong>am</strong>pfanfall, eine Epilepsie mit mehr <strong>als</strong> 4 Kr<strong>am</strong>pfanfällen tritt aber nur bei<br />

weniger <strong>als</strong> 15% der Patienten auf.“ (Singer & Teyssen 1999, 462)<br />

Es handelt sich dabei immer um Grand-mal-Anfälle, die meist im Entzug auftreten. (vgl.<br />

Feuerlein et. al. 1998, 176) Bei einem Grand-mal-Anfall kommt es zum plötzlichen<br />

Bewusstseinsverlust mit anfänglicher Streckung der Rücken- und Extremitätenmuskulatur<br />

(tonische Phase) und anschließenden Zuckungen der Extremitäten (klonische Phase). (vgl.<br />

Menche & Schäffler 1999, 191) Zusätzlich kann es auch zur Absonderung von schaumigem<br />

Speichel sowie zu Urin- und manchmal auch Stuhlabgängen kommen.<br />

Auf neurochemischer Ebene ist dafür vor allem eine verminderte Funktion hemmender<br />

GABA-ergen Neurotransmitter und eine vermehrte Aktivität erregender glut<strong>am</strong>erger<br />

Transmitter verantwortlich. (vgl. Kapitel über die Neurobiologie)<br />

In Untersuchungen mit der cranialen Computertomographie (CCT) konnte zwar gezeigt<br />

werden, dass alkoholbedingte Hirnatrophien des Groß- und Kleinhirns sich häufiger bei<br />

Patienten mit epileptischen Anfallsleiden finden <strong>als</strong> bei Patienten, die anfallsfrei sind. (vgl.<br />

Haan 1986, 119) Jedoch scheinen die gefundenen Funktionsstörungen nicht so gravierend zu<br />

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