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Alkoholismus als biographisches Ereignis am Beispiel chronisch ...

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gleichzeitig zu kleinen Schädigungen, die erst durch einen langfristigen Konsum auf<br />

körperlicher, seelischer und sozialer Ebene <strong>als</strong> Beeinträchtigungen sichtbar werden.<br />

Nur die eigentliche psychische und physische Abhängigkeit <strong>als</strong> Krankheit zu erklären, wäre<br />

etwa so, wie wenn man bei Diabetes nur das mangelnde Insulin und den Glukosespiegel, nicht<br />

aber die zahlreichen Folgeschäden <strong>als</strong> pathologisch betrachtet.<br />

Durch Alkoholkonsum wird der menschliche Körper beeinträchtigt, er reagiert auf die<br />

zugeführte Substanz und es kann bei langfristigem Missbrauch zu Entzugssymptomatiken<br />

kommen. Auf neurobiologischer Ebene werden Neurotransmittersysteme beeinflusst und<br />

verändert und diese wirken sich wiederum auf den Stoffwechsel und den ges<strong>am</strong>ten<br />

Organismus aus. (vgl. Kapitel über neurobiologische Ursachen) Man kann diese<br />

Veränderungen auch <strong>als</strong> Schädigungen verstehen, denn es kommt zu einer neurochemischen<br />

Systemstörung durch Vermehrung oder Verminderung von Rezeptoren. Dies sind körperliche<br />

Reaktionen, die einerseits für den Suchtprozess, aber auch für die Entstehung von<br />

Folgeschäden verantwortlich sind.<br />

Es ist ja auch allgemein bekannt, dass Alkohol ein Zellgift ist, welches schon in geringen<br />

Mengen zu Schädigungen führt. Ein <strong>Beispiel</strong> wäre der Alkoholabbau in der Leber, bei dem<br />

das Zwischenprodukt Acetaldehyd entsteht. (vgl. Kapitel über Alkoholabbau) Diese Substanz<br />

hat Einfluss auf die Neurotransmitter und ist unter anderem für den „Kater“ mitverantwortlich<br />

und kann somit auch zum Entstehen von neuem Verlangen beitragen. Gleichzeitig ist<br />

Acetaldehyd aber verantwortlich für die Entstehung von Folgeschäden wie z.B. die<br />

Leberzirrhose. Auf molekularer Ebene finden bei jedem Alkoholkonsum auch<br />

Krankheitsprozesse im Sinne von Organschädigungen statt.<br />

Eine Trennung von Sucht und den Folgeschäden macht so gesehen keinen Sinn, weil der<br />

Suchtprozess und die Folgeschäden ineinander verwoben sind. Schon bei Jellineks<br />

Phasenmodell mit den 42 Symptomen haben wir gesehen, dass sich die Folgeschäden parallel<br />

zu einer kontinuierlich steigenden Suchtmitteleinnahme entwickeln. Und auf neurochemischer<br />

Ebene ist ja sogar die physische kaum von der psychischen Abhängigkeit unterscheidbar.<br />

(vgl. über neurobiologische Ursachen)<br />

Selbst bei nicht stoffgebundenen Süchten, wie z.B. der Arbeitssucht, kann der<br />

Abhängigkeitsprozess z.B. mit einer körperlichen Beeinträchtigung auf Grund von<br />

mangelnder oder einseitiger Bewegung einhergehen. Oder es kommt zu<br />

Muskelverspannungen, die sich in körperlichen Symptomen manifestieren.<br />

D<strong>am</strong>it soll gesagt werden, dass es f<strong>als</strong>ch ist, Abhängigkeit und Folgeschäden zu trennen,<br />

wenn man das Phänomen <strong>Alkoholismus</strong> beschreiben will. Der Definitionsansatz von Edwards<br />

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