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Alkoholismus als biographisches Ereignis am Beispiel chronisch ...

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Man kann sich unschwer vorstellen, daß vor allem die Organsysteme besonders anfällig für die Entstehung von<br />

Krebsleiden im Zus<strong>am</strong>menhang mit Alkohol sind, die direkt mit dem Alkohol oder seiner Abbauprodukte in<br />

Verbindung kommen, so z. B. der Mundbereich, der Rachen, die oberen Luftwege, die Speiseröhre, der Magen-<br />

Darmtrakt, die Bauchspeicheldrüse, die Leber aber auch die Prostata und die weibliche Brust. So finden sich z.<br />

B. bei regelmäßigem Alkoholkonsum (und hier sind nicht Abhängige gemeint, sondern ein regelmäßiger<br />

Alkoholkonsum von etwa mehr <strong>als</strong> 15 g Reinalkohol/Tag und etwa 30 g Reinalkohol/Tag beim Mann) folgende<br />

Krebsleiden häufiger:<br />

im Bereich der Mundhöhle und der Speiseröhre findet man ein etwa 18 bis 30 mal höheres Risiko, in<br />

Kombination mit Nikotin zusätzlich deutlich höher<br />

im Bereich der oberen Luftwege ein etwa 4,7fach größeres Risiko<br />

Erkrankungen der Bauchspeicheldrüse kommen 2,5mal so häufig vor, ebenso häufiger Erkrankungen des<br />

Darmes<br />

im Bereich der Leber finden sich gehäufte Leberzellkarzinome auf dem Boden der alkoholischen Leberzirrhose<br />

(Häufigkeitszahlen schwanken)<br />

im Bereich der Prostata findet man ein 4,5mal so großes Risiko und<br />

im Bereich der weiblichen Brust ein 41 % höheres Risiko<br />

an diesen Karzinomen zu erkranken.<br />

Das größte Problem im Bereich der Krebstherapie ist die Früherkennung. Diese wird häufig vom Betroffenen<br />

nicht durchgeführt, hat aber auch in sich ihre Grenzen. So kann man z. B. einen Tumor erst erkennen, wenn er z.<br />

B. so groß ist, daß er Symptome macht (verdrängendes Wachstum, Blutungen), tastbar ist (Brust), sichtbar ist<br />

(Haut) oder zumindest so groß ist, daß er falls er nicht direkt gesehen oder gefühlt werden kann, sich im<br />

bildgebenden Verfahren (Computer-Tomogr<strong>am</strong>m, Kernspintomographie) darstellt.<br />

Dies bedeutet aber, das Tumore mindestens einige Millimeter oder gar Zentimeter groß sein müssen, um<br />

überhaupt diagnostizierbar zu sein. Unterstellt man, daß Tumore für eine solche Größe dann aber mindestens 10<br />

hoch 8 Zellen (d. h. 100 Millionen Zellen) haben müssen und unterstellt man, daß z. B. manche Tumore eine<br />

Zellverdopplungsrate von etwa 2 Monaten haben, so kann man leicht nachrechnen, daß viele Tumore schon<br />

Jahre alt sind, selbst wenn man sie sehr früh erkennt. Ein einfaches Rechenbeispiel zeigt dies: hat ein Tumor eine<br />

Verdopplungsrate von ca. 2 Monaten, so h. d., daß man nach 2 Monaten 2, nach 4 Monaten 4, nach 6 Monaten 8,<br />

nach 8 Monaten 16, nach 10 Monaten 32, nach 12 Monaten 64 usw. Zellen hat. Oder anders ausgedrückt, nach<br />

fast 30 Verdopplungszeiten, die Mindestzahl zum Nachweis erreicht wird. 30 Verdopplungszeiten wären<br />

entsprechend 5 Jahre. Da manche Tumore langs<strong>am</strong>er wachsen und aus viel mehr Zellen bestehen, können dies<br />

auch einige Jahre mehr sein. In dieser Zeit besteht natürlich auch das Risiko, daß sich Zellen vom Tumor gelöst<br />

haben und bereits an anderen stellen des Körpers Tochtergeschwülste gebildet haben (Metastasen). Dies<br />

Rechenbeispiel zeigt aber auch, daß wenn ein Tumor einmal besteht, er scheinbar immer schneller und immer<br />

rascher wächst, denn logischerweise werden auch 100 Millionen Zellen nach 2 Monaten 200 Millionen, nach 4<br />

Monaten 400 Millionen und nach 6 Monaten 800 Millionen Zellen. D. h. innerhalb von 6 Monaten wäre der<br />

Tumor 8mal so groß.<br />

Von daher ist und bleibt die Früherkennung und die frühzeitige Behandlung das Wichtigste in der<br />

Tumortherapie. Die beste Möglichkeit, einen Tumor zu behandeln, ist ihn chirurgisch zu entfernen, was natürlich<br />

nicht immer gelingen kann. Dies hängt von der Art des Gewebes (unmöglich bei Leukämie etc.), der<br />

Ausdehnung und der Operabilität ab.<br />

Es gibt aber auch Möglichkeiten, Tumoren in ihrem Wachstum zu hemmen bzw. d<strong>am</strong>it zu abzutöten, in dem<br />

man radikal auf ihre Zellteilung einwirkt. Dies kann geschehen durch bestimmte Strahlung (Strahlentherapie)<br />

oder durch chemische Stoffe – sogenannte Zytostatika). Alle diese Methoden wirken hemmend auf die<br />

Zellteilung. Da sich aber nicht alle Tumorzellen immer im gleichen Stadium der Zellteilung befinden, d. h. sich<br />

nicht synchron ständig teilen, sondern zu verschiedenen Zeitpunkten, müssen solche Behandlungen im Rahmen<br />

eines zeitlichen Zyklus immer wieder wiederholt werden und kontrolliert werden. Man kann sich unschwer<br />

vorstellen, daß die meisten diese Therapien natürlich nicht nur das Tumorgewebe schädigen, sondern<br />

grundsätzlich alle Systeme des Körpers, die von der Zellteilung abhängen, dies führt dementsprechend zu<br />

Nebenwirkungen des blutbildenden Systems (Blutarmut), zu Haarausfall, Übelkeit und Erbrechen<br />

(Magenschleimhaut) und anderen gravierenden Nebenwirkungen.<br />

Die neuere Tumortherapie versucht dies auch hormonell bzw. durch den gezielten Einsatz von Antikörpern.<br />

Es ist andererseits aber auch leicht nachvollziehbar, daß eine Krebstherapie unterschiedlich hohe Erfolgsquoten<br />

ab. Dies hängt von der Größe des Tumors, von der Art des Tumors, von der Tatsache, ob er metastasiert hat, von<br />

der Operabilität zum Zeitpunkt der Erkennung und vielen anderen Faktoren ab.<br />

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