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Alkoholismus als biographisches Ereignis am Beispiel chronisch ...

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Auch der Hinweis, dass er körperlich schon etwas abgebaut hatte, deutet darauf hin, dass sein<br />

Alkoholkonsum doch ziemlich stark gewesen sein muss. Somit ist seine Darstellung<br />

verharmlosend, besonders dann, wenn man die weitere Geschichte betrachtet. Seine Frau<br />

verlässt ihn zus<strong>am</strong>men mit den Kindern von einem Tag auf den anderen. Warum sollte sie<br />

dies tun, wenn er nur zwischendurch einmal etwas getrunken hätte? Aus Liebe zu den<br />

Kindern und wegen seiner Gesundheit gibt er an, weniger getrunken zu haben, jedoch<br />

widerspricht sich das. Vermutlich hat er den Unfall und den Verlust der ersten Frau nie<br />

überwunden.<br />

Ferner fällt im Folgenden auf, dass er erneut Schwierigkeiten mit den Jahreszahlen hat, was<br />

auch auf Jahre hindeutet, die er auf Grund seiner häufigen Betrunkenheit nicht so richtig<br />

realisiert hat: „...und na ja...ja 84 ist dann ist sie dann weg...83 haben wir uns das Haus<br />

gekauft und uns in Schulden gestürzt da haben wir ein eigenes Haus gekauft gehabt, 94<br />

(Logikfehler) ist sie dann abgehauen ist sie weg: da stand ich nur noch vor der leeren<br />

Wohnung vor dem leeren Haus und hat noch nicht einmal einen Schlussstrich gezogen,<br />

während ich in der Arbeit war hat sie mir das Haus leergeräumt, da war mir dann irgendwie<br />

alles egal!...dann habe ich gesagt `Leute was wollt Ihr?´ Frau weg Kinder weg ich habe ja<br />

nicht gewusst wo sie ist...mir ging ja auch nicht nur sie ab sondern auch meine Kinder! die<br />

gingen mir auch ziemlich ab; na ja dann habe ich schön still und heimlich das Trinken wieder<br />

angefangen nicht?...und dann bin ich zum ersten Mal im BKH geblieben...das war 92; ja was<br />

habe ich gesagt? 83 84: ist meine Ehe zerbrochen!...nicht 92: 1992 oder 1993!...82 äh 83 ist<br />

äh 1984 sind wir geschieden worden...“ (ebd., 2,3)<br />

In seinem Erleben sind es die Verluste von Frau und Kindern, die ihn zum erneuten<br />

Alkoholkonsum geführt haben. Außerdem stand er mit Schulden und einem leeren Haus da.<br />

Schließlich reagiert er auf diese Überforderungssituation mit einem ‚Scheiß-Egal-Gefühl‘ und<br />

fängt an, sich wieder zu betrinken. Streckenweise entsteht wieder der Eindruck, dass die Zeit<br />

bis zu diesem <strong>Ereignis</strong> dahingeplätschert ist, und zwar mit mehr oder weniger viel Alkohol, in<br />

seiner Wahrnehmung in einem monotonen, mehr oder weniger berauschten Gefühlszustand.<br />

Die Auseinandersetzungen, die es vermutlich auf Grund des Trinkens gab, hat er womöglich<br />

in seinem Erleben nicht wirklich wahrgenommen. Vielleicht sind sie auch in seiner<br />

Erinnerung wirklich so nicht vorhanden oder er blendet sie bewusst aus.<br />

Jedenfalls beschreibt er seine Reaktion wie folgt:<br />

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