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Alkoholismus als biographisches Ereignis am Beispiel chronisch ...

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• Einsatz von planungsirrelevanten Routinehandlungen (Cr<strong>am</strong>on 1988, 258)<br />

• Unorganisiertes Handeln, keine Planungsvorbereitung<br />

• Verlust der zeitlichen Dimension<br />

• Hilfen und Warnzeichen werden übersehen<br />

• Umständlich-weitschweifiger Ausdruck<br />

• Vernachlässigung von Plausibilitätskontrollen. (Cr<strong>am</strong>on 1988, 250-253)<br />

Cr<strong>am</strong>on zählt dazu wesentliche Elemente einer ‚Handlungsgr<strong>am</strong>matik‘ auf: Zielgerichtetheit,<br />

Handlungsentwurf, Veränderbarkeit von Plänen, Rückkopplung zwischen Planen und<br />

Handeln, Wissen des Handelnden. (vgl. ebd., 250) Auf einige oben aufgezählte Punkte soll<br />

noch etwas ausführlicher eingegangen werden, da sie zu einem besseren Verständnis<br />

typischer Denkfehler beitragen, die in der Praxis oft vorkommen.<br />

Speziell bei der Zielgerichtetheit, dem vorgestellten Ziel einer Handlung, haben Patienten mit<br />

Frontalhirnschädigungen starke Probleme. Dabei ist vor allem ein Mangel an Interesse und<br />

Gleichgültigkeit, oder anders ausgedrückt der Verlust der motivationalen Bewusstseinslage<br />

<strong>als</strong> Ursache der Unfähigkeit zu kontinuierlicher (‚geistiger‘) Anstrengung zu sehen. (vgl.<br />

ebd.) Allerdings sind einfache, alltägliche Handlungsziele leicht zu bewältigen. Dabei fällt<br />

auf, dass die Sequenzen, die kleinen Schritte, die zum Ziel hinführen, völlig außer Acht<br />

bleiben. (vgl. ebd.) Cr<strong>am</strong>on bringt <strong>als</strong> <strong>Beispiel</strong> einen Patienten, der auf die Frage, was er sich<br />

für die Zeit nach seiner Entlassung vorgenommen habe, antwortet: „Es wäre schön, wenn ich<br />

wieder arbeiten könnte.“ Auf die Frage, wie der Weg dahin aussehen soll, gibt er die Antwort:<br />

„Irgendwie halt.“ (vgl. ebd.) In ähnlicher Weise erleben wir im Reha-Zentrum Oberpfalz<br />

immer wieder Bewohner oder Patienten, die einfach nur ‚hinaus wollen, das Haus verlassen<br />

wollen‘, jedoch ohne jegliche Vorbereitung und Planung. Auf die Nachfrage, wie sie sich das<br />

vorstellen, können viele keine angemessenen Antworten geben. Meist in ähnlicher Weise wie<br />

im <strong>Beispiel</strong> von Cr<strong>am</strong>on, z.B. „Das geht schon irgendwie.“<br />

Eine weitere Ursache für diese Planungsschwierigkeiten ist auch der Verlust der zeitlichen<br />

Dimension und d<strong>am</strong>it verbunden oftm<strong>als</strong> die Unfähigkeit, längerfristig in die Zukunft zu<br />

planen und auf die Gegenwart fixiert zu sein. (vgl. ebd. 252)<br />

In sehr schweren Fällen kann es vorkommen, dass sich Ziele und Pläne der Kranken nicht<br />

ausreichend auf die tatsächlich vorfindbaren Gegebenheiten beziehen. (ebd. 253) In Bezug auf<br />

die Rückkopplung von Planen und Handeln fehlt oft das Lernen aus Fehlern und d<strong>am</strong>it eng<br />

verbunden die Vernachlässigung der Plausibilitätskontrollen. Als <strong>Beispiel</strong> erzählt Cr<strong>am</strong>on von<br />

einem Patienten, der aus einer Tabelle die Postgebühren für einen Standardbrief in die USA<br />

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