29.01.2013 Aufrufe

Alkoholismus als biographisches Ereignis am Beispiel chronisch ...

Alkoholismus als biographisches Ereignis am Beispiel chronisch ...

Alkoholismus als biographisches Ereignis am Beispiel chronisch ...

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Individuelle, aus der Lebensgeschichte verstehbare Prozesse und Entwicklungen können mit<br />

diesem System und diesem Menschenverständnis kaum erfasst werden. Ebenso kl<strong>am</strong>mert ein<br />

auf Selbstbestimmung abzielendes Paradigma unbewusste Elemente und Dyn<strong>am</strong>iken der<br />

menschlichen Psyche aus. Diese Sichtweise zielt auf Operationalisierung und statistische<br />

Auswertung ab, nicht auf die Erfassung eines Menschen in seiner Ganzheitlichkeit mit seinen<br />

psychischen Dyn<strong>am</strong>iken und biographischen Bezügen. Der Innerlichkeit der Betroffenen, die<br />

oftm<strong>als</strong> nur „metaphorisch“ (Bittner 1998, 83) beschrieben werden kann, wird hier kaum<br />

Raum gegeben. Der Mensch wird reduziert, und dieser Reduktionismus birgt die Gefahr in<br />

sich, dass der Mensch nicht angemessen gesehen wird.<br />

Ausgekl<strong>am</strong>mert werden prozesshafte übergreifende Entwicklungsschritte, die eben nicht<br />

durch ein lineares Abhandeln von festgelegten Maßnahmen und Zielen erreichbar sind.<br />

Ein Bewusstsein dafür, dass es sich bei diesem Paradigma um ein von den Kostenträgern<br />

impliziertes handelt, darf nicht verloren gehen.<br />

So stellt sich im Bereich der Soziotherapie die Frage nach der Subjektperspektive: Wo<br />

kommen die Betroffenen zu Wort? Es gibt zwar die Möglichkeit, in den Hilfeplan- und<br />

Entwicklungsbögen Stellung zu nehmen (vgl. AG Ges<strong>am</strong>tplanverfahren 2004),<br />

erfahrungsgemäß bezieht sich dieser Kommentar jedoch auf die geplanten Ziele und<br />

Maßnahmen und auf eventuelle weitere Wünsche. Die Leistungsberechtigten sprechen nicht<br />

über ihr subjektives Empfinden, in der ihre Lebensgeschichte mit ihrer Krankheit, mit ihrem<br />

<strong>Alkoholismus</strong> in einem biographischen Sinne zum Ausdruck kommt.<br />

Deswegen schafft diese Arbeit einen Raum für dieses subjektive Erleben mit den je<br />

individuellen Sinnzus<strong>am</strong>menhängen, einen Raum, der neben den mehr objektiven,<br />

quantitativen Betrachtungsweisen seine Berechtigung hat.<br />

Der beschriebene kategorisierende Trend macht sich aber noch andersweitig bemerkbar:<br />

Zur Bestimmung des einzelnen Hilfebedarfs sind nun auch ‚Diagnosesysteme‘ geschaffen<br />

worden, um einen übergreifenden Hilfebedarf sichtbar zu machen. Dazu zählen die<br />

zahlreichen Definitionsversuche für <strong>chronisch</strong> mehrfach beeinträchtigte Abhängige, die schon<br />

ausgiebig kritisiert worden sind. (vgl. Kapitel über die Definitionen) Grundlage für eine<br />

mögliche Einteilung ist dabei immer die Diagnose Alkoholabhängigkeit nach ICD-10.<br />

Hier noch einmal das treffende Steingass-Zitat:<br />

272

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!