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Alkoholismus als biographisches Ereignis am Beispiel chronisch ...

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„Die erzählte Geschichte ist subjektiv sowohl in Bezug auf Wahrnehmung, Auswahl und<br />

Zus<strong>am</strong>menstellung der Daten wie in bezug auf ihre Deutungen, und die Subjektivität des<br />

Erzählers fordert ihrerseits die Subjektivität des Interpreten heraus.“ (Baacke 1979 u.a., 9)<br />

Auch nach Bittner soll man sich <strong>am</strong> Leitseil des eigenen Erlebens entlangtastend, sich in<br />

fremdes Erleben einfühlen, sich hineinversetzen, es sprachlich nachgestalten, selbstreflexiv<br />

und selbstkritisch. (vgl. Bittner 2003, 59)<br />

Bittner geht aber noch einen Schritt weiter, indem er Diltheys „Wiederfinden des Ich im Du“<br />

mit der Psychoanalyse kombiniert und sein Bestreben ‚Innerlichkeits-Hermeneutik‘ nennt.<br />

(vgl. Bittner 2001, 56)<br />

Er macht in seinen Ausführungen diesen Unterschied zwischen der psychoanalytischen<br />

Auslegungswissenschaft der menschlichen Innerlichkeit und den eher klassischphilologischhistorischen<br />

Wissenschaften der Auslegung deutlich: (vgl. Bittner 2001, 56)<br />

1. Dilthey war es wichtig, das Verstehen <strong>als</strong> Methode wissenschaftlicher Hermeneutik auf das<br />

Auslegen dauernd fixierter Lebensäußerungen zu beschränken, um ein gewisses Maß an<br />

kontrollierbarer Objektivität zu erhalten. (vgl. Dilthey 1900, zit. n. Bittner 2001, 56)<br />

D<strong>am</strong>it sind beispielsweise Texte gemeint, die nicht mehr veränderbar und verschiedenen<br />

Forschern in gleicher Weise zugänglich sind. „Demgegenüber verstand sich<br />

Psychoanalyse...schon immer <strong>als</strong> Auslegung von nicht-fixierter<br />

Alltags-Rede, von Wechselrede vor allem unter den Vorgaben des klassischen<br />

psychoanalytischen Settings. Das Nicht-Fixierte dieser Art von Alltagsrede schafft zwar<br />

spezifische Interpretationsbedingungen und -schwierigkeiten, vor allem hinsichtlich des von<br />

Dilthey geforderten kontrollierbaren Grades an Objektivität, gibt jedoch keinen Grund, diese<br />

Art von Alltags- und Wechselrede von der kunstmäßigen Auslegung von vornherein<br />

auszuschließen.”(Bittner 2001, 56)<br />

„Die psychoanalytische Interpretation richtet sich auf den latenten Text, auf unterschwellige<br />

Mitteilungen und Mitteilungsabsichten der textproduzierenden Subjekte. Sie erschließt Sinn,<br />

gleichs<strong>am</strong> „zwischen den Zeilen“ lesend.“ (Bittner 2001, 56)<br />

An dieser Stelle soll noch auf einen Aspekt aufmerks<strong>am</strong> gemacht werden, der erklärt, warum<br />

der Interpret mehr verstehen kann <strong>als</strong> im Erzähltext steht, wieso nichterzählte Erzählpassagen<br />

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