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Alkoholismus als biographisches Ereignis am Beispiel chronisch ...

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16. Die Sichtweise der Therapeuten – von der ‚doppelten‘<br />

zur ‚dreifachen Subjektivität‘<br />

Das Hauptanliegen dieser Arbeit ist die Beleuchtung der Lebensgeschichten <strong>chronisch</strong><br />

mehrfach beeinträchtigter Alkoholabhängiger. Um diese subjektive Betrachtungsweise zu<br />

intensivieren, soll diese um die Sichtweise der Therapeuten ergänzt werden, indem die<br />

behandelnden Therapeuten über die Betroffenen berichten. Dadurch können die Erzählungen<br />

der Betroffenen über ihr Leben zu einem tieferen Verstehen geführt werden. Dies führt<br />

letztlich bei der Interviewinterpretation von einer „doppelten“ (Baacke 1979 u. a., 9) zu einer<br />

„dreifachen Subjektivität“.<br />

Die methodischen Prinzipien des hermeneutischen Verstehens im Sinne einer<br />

hermeneutischen Psychologie nach Bitter, die in den folgenden Kapiteln über die qualitative,<br />

erziehungswissenschaftliche Biographieforschung und im Kapitel über die wissenschaftliche<br />

Methode ausführlich dargestellte werden, sollen auch hier grundlegend sein.<br />

In diesem Abschnitt wird begründet, warum und wie die Fremdsicht der Betroffenen in dieser<br />

Arbeit neben dem Hauptanliegen der Subjektperspektive eine zusätzliche Rolle spielen soll:<br />

Zum einen sind es die Erfahrungen des Therapiealltags, der tägliche Umgang mit den<br />

Klienten, welche zeigen, dass vor allem bestimmte Verhaltensweisen immer wieder zu Tage<br />

treten. Dazu zählen viele Manipulationsversuche, z. B. ‚sich Darstellen wollen“, ‚Schwächen<br />

überdecken wollen‘, ‚Dinge ausblenden wollen. In Te<strong>am</strong>besprechungen zeigt sich häufig eine<br />

andere Realität, nämlich dass die geschilderten Verhaltensweisen oftm<strong>als</strong><br />

‚Selbstüberschätzungen‘ und ‚Selbstdarstellungen‘ sind. Vermutlich besteht <strong>als</strong>o eine je<br />

individuelle Abweichung zwischen Eigen- und Fremdsicht.<br />

Weitere Hinweise in die Richtung eines unterschiedlichen Fremd- und Selbstbildes von den<br />

Betroffenen haben wir in dieser Arbeit auch von den Theorieansätzen aus dem ersten Teil der<br />

Arbeit bekommen – natürlich in einem verallgemeinernden, zus<strong>am</strong>menfassenden Sinne:<br />

Einen ersten Anhaltspunkt, der auf ein divergentes Selbst- und Fremdbild gerade bei<br />

Alkoholikern hinweist, finden wir bei der Testdiagnostik. So wird beim MALT-Test (vgl.<br />

Feuerlein et al. 1979) sowohl die Eigen- <strong>als</strong> auch die Fremdsicht der Betroffenen abgefragt.<br />

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