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Alkoholismus als biographisches Ereignis am Beispiel chronisch ...

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zum eingefleischten Habitus wird, entweder zur ‚Sucht nach Weltgenuß’ oder zur ‚Sucht nach<br />

Transzendenzgenuß’ werden.“ (ebd., 52)<br />

Zum einen ist das Streben nach Transzendenz <strong>als</strong>o ein zum Menschen gehörendes und sollte<br />

unbedingt in das konzeptionelle, anthropologische Verständnis unserer Einrichtung mit<br />

aufgenommen werden, zum anderen wird deutlich, dass der Gedanke des richtigen Maßes<br />

hierbei eine wichtige Rolle spielt.<br />

Es müsste vermittelt werden, was innerhalb der Welt angenehm, sowie schön und deswegen<br />

erstrebenswert ist. Dazu gehören zum <strong>Beispiel</strong> die Aufnahme von Kontakten und<br />

Freundschaften, gemeins<strong>am</strong>e Unternehmungen, die Umsetzung von Ideen usw. Wichtig wäre,<br />

zu verhindern, dass es, wie dies im Trinkerleben immer wieder praktiziert wird, zu einer<br />

Flucht vor diesen in der realen Welt erlebbaren Schönheiten kommt. In einem angemessenen<br />

Maß ist es aber auch wichtig, dem menschlichen Verlangen nach Transzendenz<br />

entgegenzukommen. Die Anonymen Alkoholiker haben dies zum <strong>Beispiel</strong> mit ihrem Konzept<br />

der „höheren Macht“ (vgl. Anonyme Alkoholiker 1998) umgesetzt. Dies ist ein Weg, um zu<br />

mehr innerem Frieden und Gelassenheit zu kommen. Die Suche nach Transzendenz führt<br />

wohl zu einer Auseinandersetzung mit Glaubensaspekten oder Spiritualität. Den Menschen in<br />

der Einrichtung müsste Raum gegeben werden, um diese Wünsche zu thematisieren, etwa<br />

innerhalb einer Gesprächsgruppe.<br />

Orientieren könnte man sich dabei an Viktor Frankl, der die These vertritt: „…nur Existenz,<br />

die sich selbst transzendiert, nur menschliches Dasein, das sich selbst auf die «Welt» hin, «in<br />

der» es «ist», transzendiert, kann sich selbst verwirklichen...“ (Frankl 1984, 28) D<strong>am</strong>it sind<br />

Werte gemeint wie Erlebniswerte, Schaffenswerte und Einstellungswerte. (vgl. ebd., 58)<br />

Diese Werte werden im Prinzip schon im therapeutischen Alltag umgesetzt durch die<br />

Arbeitstherapie, durch Freizeitmaßnahmen und Reflexionen in den Gesprächsgruppen. Dabei<br />

geht es bei den Einstellungswerten auch um Glaubensaspekte, Frankl spricht in diesem<br />

Zus<strong>am</strong>menhang von einem Übersinn, für den man sich entscheiden kann. (vgl. ebd., 202)<br />

Die Aufgabe wäre, diesen Aspekten noch mehr Aufmerks<strong>am</strong>keit zu schenken, darüber zu<br />

reflektieren und gezielt zum Thema zu machen.<br />

Zus<strong>am</strong>menfassend hat die Auseinandersetzung mit den Biographien der <strong>chronisch</strong> mehrfach<br />

geschädigten Abhängigkeitskranken zu einem Verstehensprozess geführt, der für diesen<br />

Personenkreis sensibilisiert und Phänomene des Verhaltens und Erlebens dieser Menschen<br />

besser zugänglich macht.<br />

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