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Alkoholismus als biographisches Ereignis am Beispiel chronisch ...

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Bittner kritisiert die Versuche, verschiedene Abwehrmechanismen zu operationalisieren und<br />

empirisch zu überprüfen: das geht immer auf Kosten einer „rigorosen<br />

Komplexitätsreduktion.“ (Bittner 1998, 177)<br />

„Problematisch ist daran einmal die Verlegung der Konstrukte im Kopf der Therapeuten in<br />

die Patienten. Der interpretatorische Schritt kommt dabei nicht in den Blick: dass es nämlich<br />

die Therapeuten sind, die das beobachtbare Verhalten von Patienten mittels ihrer<br />

Hintergrundannahmen – meinetwegen erstaunlich gleichsinnig, aber eben doch:<br />

interpretieren. Das zweite Problematische ist, dass die Anwendung dieser<br />

Abwehrmechanismen-Konstrukte eine Vor-Annahme über ein adäquates Verhalten in der<br />

betreffenden Situation impliziert…“ (ebd., 178)<br />

Deswegen versteht Bittner Abwehr wie folgt: „Abwehr bzw. Verdrängung ist keine<br />

vorfindbare Entität, die man untersuchen kann, sondern ein nützliches, ein unentbehrliches<br />

interpretatorisches Konstrukt.“(ebd.179)<br />

Mit diesem Verständnis soll den Betroffenenbiographien in Bezug auf die Fremdperspektive<br />

begegnet werden. Es wird <strong>als</strong>o nicht nach vorgefertigten Abwehrmechanismen gesucht,<br />

sondern es wird um ein individuelles In-Bezug-Setzen der Therapeuteninterviews zu den<br />

Betroffeneninterviews gehen. In einem hermeneutischen Verstehensprozess wird <strong>als</strong>o den<br />

beiden Interviews im Sinne einer dreifachen Subjektivität begegnet und diese auf diesem Weg<br />

interpretiert.<br />

Dabei geht es auch darum, in einem bildungstheoretischen, reflexiven Sinne eine erweiterte,<br />

vertiefte Sichtweise zu bekommen, d. h. die Lebensgeschichte aus Sicht der Therapeuten wird<br />

in Bezug auf die Betroffenensicht unter dem Aspekt der Bildung betrachtet.<br />

Es geht auch darum, hier die Lebensgeschichte <strong>als</strong> Lerngeschichte zu sehen, und durch die<br />

zusätzliche Therapeutenperspektive haben wir die Möglichkeit, eine vertiefende zusätzliche<br />

Sichtweise mit zusätzlichen Informationen zu bekommen. Dadurch kann die<br />

Lebensgeschichte, die Art und Weise wie erzählt wird, in einer vertiefenden Dimension<br />

gesehen werden im Sinne einer dreifachen Subjektivität. Durch die Art und Weise, wie erzählt<br />

wird, kann der Betroffene in Bezug auf die Fremdperspektive noch einmal besser verstanden<br />

werden.<br />

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