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Alkoholismus als biographisches Ereignis am Beispiel chronisch ...

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es dadurch besser wird es sieht gerade so aus <strong>als</strong>o dass er im Grunde genommen auf dem<br />

Stand den er <strong>am</strong> Anfang hatte fast jetzt auch noch steht.“(ebd., 2,3)<br />

Über hirnorganische Beeinträchtigungen ist sich Herr J. natürlich nicht bewusst, und dies ist<br />

offensichtlich auch nicht möglich.<br />

Im persönlichen Erleben ist eine Änderung seiner Einstellung oder seiner Glaubenssätze kein<br />

Thema. Er nennt bei den Therapieveränderungen lebenspraktische Punkte wie Hygiene und<br />

Beschäftigung. Die ‚Einsichtsunfähigkeit‘ weist jedoch gewisse Parallelen zu seiner Trinkzeit<br />

auf, <strong>als</strong> er ganz offensichtlich Dinge, wie z.B. die körperliche Verwahrlosung, auf die er<br />

hingewiesen worden war, nicht annehmen wollte oder diesbezüglich eine andere<br />

Wahrnehmung hatte.<br />

Zus<strong>am</strong>menfassung:<br />

Insges<strong>am</strong>t fallen im Erleben von Herrn J. zwei Dinge besonders auf. Da ist einmal die<br />

extreme Opferhaltung gegenüber vielen <strong>Ereignis</strong>sen, die eng mit ‚Schuld-von-sich-weisen‘<br />

verbunden ist. Vielleicht, so kann man vermuten, sind die eigenen Anteile an Konflikten, z.B.<br />

in der Ehe, vergessen oder ausgeblendet worden durch das Trinken, oder das Unbewusste<br />

schützt ihn vor der Erinnerung, die mit weiteren sch<strong>am</strong>besetzten Gefühlen behaftet ist.<br />

Natürlich könnte er es auch ganz einfach so erlebt haben, dass er immer der ‚Arme‘ ist.<br />

Ferner wird in der Geschichte des Herrn J. besonders ein ‚Nichtwahrnehmen‘ des eigenen<br />

Verfalls deutlich, eine völlige Abstumpfung gegen jeglichen äußeren Einfluss, ein<br />

‚Nichtwahrhabenwollen‘ mit einem zusätzlichen ‚Egalgefühl‘, ein ‚Dichtmachen‘ gegenüber<br />

den belastenden <strong>Ereignis</strong>sen. Die betäubende Wirkung des Alkohols ist zum allgegenwärtigen<br />

Lebensgefühl geworden.<br />

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