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Alkoholismus als biographisches Ereignis am Beispiel chronisch ...

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8.5.3 Störungen neuronaler und biochemischer Prozesse<br />

Im obigen Abschnitt wurde gezeigt, dass biochemische Prozesse die Gedächtnisleistung<br />

beeinflussen. Bei Korsakow-Patienten (Krankheitsbild mit schweren<br />

Gedächtnisbeeinträchtigungen) werden von einigen Autoren die Ursachen ihrer Störungen auf<br />

eine mangelnde Katechol<strong>am</strong>in-Biosynthese zurückgeführt. (vgl. Mair, McEntee1990) So sind<br />

Adrenalin, Noradrenalin und Dop<strong>am</strong>in auch für Gedächtnisprobleme des normalen Alters<br />

verantwortlich. (vgl. Hasker & Roitblat, 1984) Substanzen, die die Katechol<strong>am</strong>inaktivität<br />

erhöhen, erleichtern Lern- und Gedächtnistätigkeiten, während solche, die die Aktivität<br />

hemmen, Lern- und Gedächtnistätigkeit unterbrechen. (vgl. Weingartner 1984, 203 f.)<br />

Andere Autoren machen eine durch Thi<strong>am</strong>indefizit bedingte Schädigung cholinerger<br />

Nervenzellen und deren Transmittersubstanz Acethylcholin <strong>als</strong> Hauptursache für das<br />

Korsakow-Syndrom verantwortlich. (Gibson, Barclay & Blass 1982)<br />

Die exzitatorisch wirkende Transmittersubstanz Acetylcholin scheint eine unbedingte<br />

Voraussetzung für Gedächtnisleistung zu sein.<br />

Eine weitere Substanz, die an Gedächtnisprozessen beteiligt ist, ist GABA (γ-<br />

Aminobuttersäure). Diese inhibitorisch wirkende Transmittersubstanz findet sich in den<br />

Synapsen des Hippoc<strong>am</strong>pus, der Basalganglien sowie im Kortex und erlangt ihre Bedeutung<br />

in Zus<strong>am</strong>menhang mit der Kontrolle von Perzeptionen. (vgl. Rahmen & Rahmen 1998)<br />

Die Neurotransmitter Glut<strong>am</strong>at und GABA sind entscheidend an der schnellen<br />

Informationsverarbeitung im Kortex und in subkortikotalen Arealen beteiligt. (vgl. Heinz,<br />

Batra 2003, 26) Vor allem die NMDA-Rezeptoren, die an der glut<strong>am</strong>atergen<br />

Neurotransmission beteiligt sind. Durch exzessiven Alkoholkonsum kommt es zu einer<br />

verminderten glut<strong>am</strong>atergen Neruotransmission an den NMDA-Rezeptoren und d<strong>am</strong>it auch zu<br />

einer verminderten Ausbildung der ‚long-term potentation‘, was eine Ursache für<br />

Gedächtnisstörungen sein könnte. (vgl. Tsai et al. 1995) Bei <strong>chronisch</strong>em Konsum kommt es<br />

zu einer Gegenregulation, wobei die Zahl der NMDA-Rezeptoren erhöht wird. Wenn nun<br />

Alkohol plötzlich abgesetzt wird, kann es zu überschießenden NMDA-vermittelten<br />

Kalziumeinströmen und d<strong>am</strong>it zu neurotoxischen Zellschädigungen kommen. (vgl. ebd. )<br />

Außerdem kann die glut<strong>am</strong>aterge Aktivierung weitere Neurotransmittersyteme, wie etwa das<br />

dop<strong>am</strong>inerge System, beeinflussen. (vgl. Heinz, Batra 2003, 34)<br />

Biochemisch kommt es insges<strong>am</strong>t zu komplexen Veränderungen: Neurotransmittersysteme<br />

(siehe Kapitel über Ursachen), Rezeptorproteine sowie Zellmembranen werden beeinflusst.<br />

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