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Alkoholismus als biographisches Ereignis am Beispiel chronisch ...

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Die Pathogenese wird vor allem neurobiologisch erklärt. Hier kommt es zu einer<br />

verminderten Aktivität inhibitorischer Neurotransmitter, in erster Linie von GABA, sowie zu<br />

einer vermehrten Funktion exzitatiorischer Neurotransmitter wie Dop<strong>am</strong>in, Glut<strong>am</strong>at,<br />

Noradrenalin sowie Cortisol. (vgl. ebd./Abschnitt über neurobiologische Ursachen)<br />

Das sympathische Nervensystem wird vermehrt aktiviert, was zu den oben beschriebenen<br />

Symptomen führt. Die Veränderungen im Glut<strong>am</strong>at- und Dop<strong>am</strong>insystem werden in<br />

Verbindung mit den Halluzinationen gebracht. (vgl. ebd.) Die Ursache der epileptischen<br />

Anfälle sind auf die vermehrte exzitatorische Wirkung des Glut<strong>am</strong>atsystems und die<br />

verminderte Aktivität des GABA-Systems zurückzuführen.<br />

Auf hormoneller Ebene kommt es zu einer vermehrten Aktivität der Nebenniere mit einer<br />

erhöhten Ausschüttung von Catechol<strong>am</strong>inen, insbesondere Noradrenalin. (vgl. ebd.)<br />

Auch der Wasser- und Elektrolythaushalt wird beeinträchtigt. So kommt es zur Verminderung<br />

von Magnesium im Serum und Liquor (Gehirnflüssigkeit), was indirekt die Neurotransmitter<br />

beeinflusst. (vgl. ebd.) Auch die Kalium- und Kalziumkonzentrationen sind erniedrigt. (vgl.<br />

Meyer & Urban 1976)<br />

Ein attraktives Modell für das Verständnis der Entstehung der Alkoholentzugssymptomatik ist<br />

die Kindling-Hypothese. Dabei wurde in neurophysiologischen Untersuchungen festgestellt,<br />

dass durch wiederholte Anwendung schwacher elektrischer Reize in unterschiedlichen<br />

Arealen des Hirns, die für sich alleine noch keine Reizantwort oder Verhaltenskorrelate<br />

bewirkten, sich vor allem im Bereich des limbischen Systems die Schwelle für<br />

Nachentladungen zunehmend erniedrigte, sodass schließlich schon geringe Reize bei<br />

fortgesetzter Stimulation zu motorischen Automatismen und später auch epileptischen<br />

Anfällen führen. Somit wird ein Gewöhnungseffekt dadurch beschrieben. (vgl. Ballenger &<br />

Post 1978)<br />

Allgemein lässt sich sagen, dass das Alkoholentzugssyndrom um so schwerer verläuft, je<br />

länger die Alkoholabhängigkeit besteht. (vgl. Feuerlein et. al 1998, 137)<br />

Protrahiertes Alkoholentzugssyndrom<br />

Dieser Symptomkomplex wird noch relativ schlecht verstanden. (vgl. Soyka 1999, 482) Es<br />

wurden bei Alkoholikern Monate bis zu mehreren Jahren nach einem Entzug persistierende<br />

psychovegetative Störungen wie Angst, Dysphorie (Störung der Affektivität mit bedrückter,<br />

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