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Alkoholismus als biographisches Ereignis am Beispiel chronisch ...

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verstanden werden können. Wälzer erklärt, dass sich das autobiographische Gedächtnis in<br />

„sozialen Austauschprozessen heranbildet“ und viele uns nicht bewusste Aspekte enthält, die<br />

im Zus<strong>am</strong>mensein mit anderen notwendig sind um Interaktionen verstehen zu können.<br />

(Welzer 2005, 222) Er folgert, indem er sich auf Gad<strong>am</strong>er bezieht: „In Wahrheit gehört die<br />

Geschichte nicht uns, sondern wir gehören ihr. Lange bevor wir uns in der Rückbesinnung<br />

selbst verstehen, verstehen wir uns auf selbstverständliche Weise in F<strong>am</strong>ilie, Geselschaft und<br />

Staat in denen wir leben. Der Fokus der Subjektivität ist ein Zerrspiegel. Die Selbstbesinnung<br />

des Individuums ist nur ein Flackern im Stromkreis des geschichtlichen Lebens.“(Gad<strong>am</strong>er<br />

1986 zit. n. Welzer 2005, 223)<br />

In Bezug auf die Interviewinterpretation finden wir bei Bittner kein methodisch<br />

festgeschriebenes Analyseschema. Dies lässt sich d<strong>am</strong>it erklären, dass Bittner davon ausgeht,<br />

„...dass das Ich in seinem Kernbestand ein Gefühl ist.“ (Bittner 2001, 197) und „Aussagen<br />

und Mitteilungen des Ich-Gefühls...den Charakter poetisch-metaphorischer Umkreisungen.“<br />

(ebd.) Dies schließt vielleicht ein allgemeines, festgesetztes Analyseschema an sich aus, da sie<br />

von einem sich artikulierenden Ich ausgeht, was sich in poetischen Bildern und Metaphern<br />

ausdrückt, und von daher ihre Regeln gewinnt. (vgl. Biendarra 2002, 8 )<br />

Dennoch lassen sich zwei methodische Punkte festhalten: Zum einen ist dies die Texttreue.<br />

Sie besagt, dass man „...nicht mit einem vorgefertigten Theorieansatz, mit einer Diagnose an<br />

den Text bzw. den Menschen herangehen, sondern vielmehr fragen (soll, der Verfasser), was<br />

der Text sagt bzw. das einzelne Subjekt zum Ausdruck bringen will.“(ebd.)<br />

Zum anderen ist es die Oszillation. D<strong>am</strong>it ist das Durchdringen des Textes gemeint bzw. das<br />

Verstehen des sich mitteilenden Menschen, das sich in einem ständigen Oszillationsprozess<br />

zwischen eigenem und fremdem Erleben vollzieht.(vgl. ebd.)<br />

Des Weiteren sollte der Interpret mit einer Haltung der „schwebenden Aufmerks<strong>am</strong>keit an<br />

den Text herangehen, den Rückhalt dafür bietet das Wissenschaftsverständnis der<br />

Psychoanalyse.“ ( Biendarra 2002, 9) Dieser psychoanalytische Aspekt meint auch, dass sich<br />

die Interpretation auf Mitteilungen unterschwelliger Natur sowie Mitteilungsabsichten des<br />

Befragten bzw. Erzählenden richtet, indem sie quasi zwischen den Zeilen nach Botschaften<br />

sucht. (vgl. Bittner 2001, 56)<br />

„Ich achte mit der Freud´schen ‚gleichschwebenden Aufmerks<strong>am</strong>keit‘ (Freud 1912, S. 377)<br />

auf das, was mir entgegenkommt, was sich mir zeigt, was ich von meinem Vorverständnis,<br />

von meiner eigenen Lebenserfahrung her <strong>als</strong> sinnvoll auffassen kann.”(Bittner 2001, 204)<br />

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