29.01.2013 Aufrufe

Alkoholismus als biographisches Ereignis am Beispiel chronisch ...

Alkoholismus als biographisches Ereignis am Beispiel chronisch ...

Alkoholismus als biographisches Ereignis am Beispiel chronisch ...

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

auf Krankheitssymptome aufmerks<strong>am</strong> wird. Und auch hier gibt es eine Übergangsphase, die<br />

z.B. mit leichten Kopfschmerzen und Unwohlsein einhergeht, bis die Erkrankung voll<br />

ausbricht.<br />

Eine Alkoholabhängigkeit entwickelt sich auch schleichend, bis sie irgendwann offensichtlich<br />

wird. Je länger die Krankheit fortschreitet, um so deutlicher sind alle oben genannten Ebenen<br />

beeinträchtigt.<br />

Der Zustand eines langjährigen <strong>Alkoholismus</strong>, der mit massiven psychischen, physischen und<br />

sozialen Schädigungen einhergeht, wurde nochm<strong>als</strong> gesondert versucht zu definieren. Man<br />

spricht dann von <strong>chronisch</strong> mehrfach beeinträchtigten Abhängigkeitskranken. Dieser<br />

Definition widmet sich diese Arbeit jedoch erst nach einer ausführlichen Darstellung der<br />

Folgeerkrankungen.<br />

Ein weiterer wichtiger Aspekt soll noch beleuchtet werden:<br />

Es wurde auch deutlich, dass sowohl die verschiedenen psychologischen Testverfahren <strong>als</strong><br />

auch DSM und ICD das Ziel der Operationalisierung von Merkmalen verfolgen. Mittels<br />

genauer Merkm<strong>als</strong>beschreibungen wird versucht, das Phänomen des <strong>Alkoholismus</strong> zu<br />

beschreiben, was jedoch unweigerlich zu einem Reduktionismus und zu einer Kategorisierung<br />

führt. Individuelle Beschreibungen werden in den Fragebögen zu Gunsten von ja/nein-<br />

Antworten (vgl. MALT) oder Klassifizierungen (vgl. AUDIT) ausgeblendet. Die<br />

Merkm<strong>als</strong>beschreibungen des ICD und DSM zwängen einen Patienten in ein bestimmtes<br />

Raster, ebenso die Typologien von Jellinek. (vgl. oben).<br />

<strong>Beispiel</strong>sweise beschreibt Jellinek einen Abhängigkeitsverlauf, der mit einer statistisch<br />

gesicherten Wahrscheinlichkeit auf viele Abhängige zutrifft. Nur können diese aufgeführten<br />

Items im Einzelfall auch ganz anders zus<strong>am</strong>mengesetzt sein, manche Punkte treten im Laufe<br />

einer Abhängigkeitskarriere vielleicht auch gar nicht auf. Vor allem erfahren wir nichts über<br />

das Erleben der Betroffenen im Bezug auf die beschriebenen Symptome. Was bedeutet es<br />

jeweils für einen Alkoholabhängigen, wenn das Denkvermögen beeinträchtigt ist, oder wenn<br />

Zus<strong>am</strong>menbrüche erlebt werden?<br />

Die Fülle der verschiedenen unterschiedlichen Definitions- und Typologisierungsversuche<br />

trägt eher zu einer gewissen Verwirrung und Verunsicherung <strong>als</strong> zu einem möglichst<br />

einheitlichen und klaren Verständnis des <strong>Alkoholismus</strong> bei.<br />

Wir erfahren viel darüber, welche Elemente im Laufe einer Abhängigkeitskarriere mit hoher<br />

Wahrscheinlichkeit auftreten können und welche Items für eine Diagnostizierung notwendig<br />

46

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!