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Das Engelchen. Robert Prutz. - Karl-May-Gesellschaft

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— 145 —<br />

Es ist nicht um meinetwillen, fuhr Konrad fort: aber<br />

meine Frau, meine Frau, Heiner – bist du so toll, daß<br />

du nicht weißt, was das heißt?!<br />

Der Bettler pfiff und fühlte dabei nach dem Ring,<br />

den er in Papier gewickelt und sorgfältig unter seinem<br />

Hemd verborgen hatte.<br />

Meine Frau, sagte Konrad, mit einer Stimme, die immer<br />

leiser, immer gepreßter ward und seine Rechte,<br />

wie von einem magnetischen Strom erfaßt, glitt unmerklich<br />

seitwärts über den Tisch, wo ein aufgeschlagenes<br />

Brodmesser auf einem Teller lag . . .<br />

Meine Frau ist ohne Speise seit gestern, sagte er, sie<br />

muß verhungern, Toller, hörst du: verhungern . . . ?!<br />

Der Bettler, aus dem übergeschütteten Wein, der auf<br />

dem Tische stand, zog mit dem Finger Kreise und Sterne<br />

– und schwieg.<br />

Toller, sprach Konrad weiter – aber dies war kein<br />

Sprechen mehr, nur ein heiseres Stöhnen, ein tonloses<br />

Röcheln, wie der letzte verzweifelte Athemzug eines<br />

Sterbenden; seine Hand aber schob sich immer näher,<br />

immer dichter an das Messer: Hast du gehört, Toller?<br />

Geld will ich haben, Geld – meine Frau verhungert –<br />

Geld . . . ! Oder, beim ew’gen Gott, ich thue, was nicht<br />

recht ist –<br />

Und indem er dies hervorstieß aus der zugeschnürten<br />

Kehle, zuckten seine Finger bereits an dem Griff<br />

des Messers . . .

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