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Das Engelchen. Robert Prutz. - Karl-May-Gesellschaft

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der Verlegenheit, indem er, ohne eine Antwort abzuwarten,<br />

mit jener ängstlichen Geschwätzigkeit, welche<br />

so häufig an Irren beobachtet wird, fortfuhr:<br />

Shakespeare, sagte er, ist überhaupt der einzige<br />

Poet, der werth ist, daß man ihn liest. Ich habe sie Alle<br />

gelesen, ich kenne den ganzen Quark, alte und neue,<br />

ja ich kann sie auswendig – befehlen Sie?<br />

Und hier fing er an, in richtigstem Takt und mit genauester<br />

Betonung, ein Bruchstück aus dem Ajax des<br />

Sophokles, im griechischen Urtext, zu recitiren. Aber<br />

nur wenige Verse – und die berühmte Schilderung des<br />

Seesturms aus dem Anfang der Aeneide floß von seinen<br />

Lippen so wohllautend, mit so richtiger Empfindung,<br />

daß das Erstaunen des Fremden sich mit jedem<br />

Worte höher steigerte.<br />

Gleich darauf, sich selbst unterbrechend, fuhr er<br />

fort:<br />

Aber das Alles, sehen Sie, ist nur auswendig gelernt;<br />

jeder Schuljunge kann es. Dagegen wenn ich etwas von<br />

Shakespeare citire, verstehen Sie mich recht, so ist es<br />

mir allemal, als ob ich selbst es eben erst erfände und<br />

es hätte nie einen Shakespeare gegeben, sondern der<br />

Shakespeare, das wäre das Ding, das in mir sitzt und<br />

mir zuflüstert, bei Tag, bei Nacht . . . <strong>Das</strong> macht, setzte<br />

er mit einem unbeschreiblichen Ausdruck von Selbstgewißheit<br />

und Altverstand hinzu, weil die großen Geister<br />

sich begegnen.

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