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Das Engelchen. Robert Prutz. - Karl-May-Gesellschaft

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Auch konnte man es ohne Gefahr: da ihr Tiefsinn<br />

Niemand etwas zu Leide that, als höchstens nur ihr<br />

selbst. Im Gegentheil, sie war dabei das sanftmüthigste,<br />

ja unterwürfigste Wesen, das man sich denken<br />

konnte, und von unerschütterlicher Wohlthätigkeit.<br />

Die Hütten der Kranken und Elenden aufzusuchen und<br />

mit reichen Händen Almosen auszutheilen, war ihre<br />

einzige Freude in gesunden Tagen. Und selbst wenn<br />

der Dämon der Melancholie sie gefesselt hielt, vergaß<br />

sie doch ihre Armen nicht, sondern trug ihnen selbst<br />

dann noch Geld und Speisen zu. Nur wer sie alsdann,<br />

vielleicht aus Dankbarkeit, vielleicht auch Mancher aus<br />

Neugier, mit theilnehmenden Worten besänftigen und<br />

trösten wollte, gegen den konnte sie sich unwirsch und<br />

sogar boshaft zeigen. Sobald jedoch der Paroxysmus<br />

vorüber, war auch von dieser Gehässigkeit jede Spur<br />

verschwunden.<br />

Am Liebsten hielt sie sich im Hause des Meisters auf,<br />

am Bett der kranken Lene. Stundenlang konnte sie da<br />

sitzen, unermüdlich in kleinen Handreichungen: oder<br />

auch, wenn ihre trübe Zeit gekommen war, saß sie,<br />

starrte in das bleiche, friedliche Antlitz der Kranken<br />

und weinte dabei, weinte, weinte – o Gott, als ob sie<br />

die Seele selbst verschütten wollte mit diesen Thränen!<br />

Herr Wolston, der die Krankheit seiner Frau von einer<br />

großen Gefahr her datirte, in welcher dieselbe einmal<br />

auf einer stürmischen Seereise geschwebt habe,

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