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Das Engelchen. Robert Prutz. - Karl-May-Gesellschaft

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— 308 —<br />

Es deuchte ihn ein beneidenswerthes Schicksal, durch<br />

das Leben hingleiten zu dürfen, leise, spurlos, wie ein<br />

leichtes Morgenwölkchen, das mit dem ersten Sonnenstrahl,<br />

der es berührt, in nichts zerflattert; hinüberzuträumen<br />

aus der Stille seiner Kinderstube in die noch<br />

tiefere, noch ungestörtere Stille des Grabes und da nun<br />

für ewig zu liegen in friedlichem Schlummer, in diesem<br />

kühlen Schoß der Erde, wo die geliebten Blumen<br />

hervorblühen und die kleinen flinken Käferchen nisten,<br />

mit deren staunender Betrachtung er sich so manche<br />

schmerzliche Stunde hinweggetäuscht – es war ihm ein<br />

Gedanke, süßer als Alles, was sein junger Kopf zu fassen<br />

vermochte! Nur Reinhold und Leonhard, vor Allem<br />

aber die geliebte Schwester verlassen zu müssen, dies<br />

nur that ihm weh. Und doch, war er von Reinhold und<br />

Leonhard nicht längst geschieden? nicht schon längst<br />

wie gestorben für sie? Ja schlimmer sogar: denn vielleicht,<br />

wenn er im Grabe lag, durfte sein Schatten doch<br />

die geliebten Freunde umgaukeln und ihnen Trost und<br />

Frieden zuführen. Was aber Angelica betraf, so wußte<br />

er sich so fest gegründet in ihrem Herzen, daß auch<br />

kein Tod und kein Grab ihn je daraus entfernen konnten.<br />

Mit diesem ruhigen, ja innerlichst freudigen Tone<br />

war es denn also auch jetzt, daß er sie fragte: Nicht<br />

wahr? du findest mich recht verändert, liebe Schwester?

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