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Das Engelchen. Robert Prutz. - Karl-May-Gesellschaft

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— 732 —<br />

meine Frau lag im Kindbett damals, sie starb sogar darin:<br />

aber das Kind, das sie zur Welt gebracht hatte, das<br />

warst nicht du, war ein Knäblein, das schon wenige<br />

Monate nach der Geburt uns wieder entrissen wurde<br />

. . .<br />

Nicht ich?! schrie Reinhold und schlug mit dem Kopf<br />

auf den Sarg –<br />

Nicht du, wiederholte der Meister: Du bist mein<br />

Sohn nicht, Reinhold! der Sohn meiner Liebe wohl,<br />

aber nicht meines Leibes. Da, sieh her – indem er den<br />

Jüngling in die Höhe riß, den Sargdeckel zurückwarf<br />

und zum zweiten mal das Leichentuch lüftete: – diese<br />

da war deine Mutter!!<br />

Sie hat dich so treu geliebt, fuhr der Meister nach einer<br />

Pause fort, indem ihm die Thränen jetzt dicht von<br />

der Wange rieselten, und hat dir so viel Gutes gethan<br />

mit ihren schwachen Kräften, daß du ihr ja wohl nicht<br />

böse sein wirst, daß sie dich um den holden Mutternamen<br />

getäuscht; es ist ihr schwer genug geworden,<br />

glaube mir! Und auch die Schuld wirst du ihr ja wohl<br />

verzeihen, die unglückliche Schuld, welche dir das <strong>Das</strong>ein<br />

gab. <strong>Das</strong> war das Zweite, mein Reinhold, was deinem<br />

armen Großvater den Verstand vollends zerrüttete:<br />

das Scheitern seiner Pläne hätte er vielleicht noch<br />

ertragen, aber die Schande der Tochter, das war’s, das<br />

gab ihm den Rest.<br />

Und mein Vater? stammelte Reinhold kaum hörbar.

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