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Das Engelchen. Robert Prutz. - Karl-May-Gesellschaft

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— 316 —<br />

gegen seine Stieftochter empfand, eine gewisse flüchtige<br />

Regung von Wohlgefallen dennoch nicht unterdrücken,<br />

so glänzend, während Angelica’s Abwesenheit<br />

aus dem väterlichen Hause, hatte die Knospe ihrer<br />

Schönheit sich entfaltet und als eine so stattliche<br />

Erscheinung, mit so viel Anmuth und Würde, kam sie<br />

dahergeschritten.<br />

Aber in demselben Augenblick durchzuckte ihn auch<br />

der Gedanke an das blasse, kümmerliche Aussehen seines<br />

Julian; diese Rosen, die so frisch auf den Wangen<br />

des <strong>Engelchen</strong> blühten, diese Augen, so sprühend von<br />

Leben und Munterkeit, diese Lippen, so schwellend in<br />

schönster Jugendfrische, ließen das verbleichte, kranke<br />

Antlitz seines Sohnes, mit den erloschenen Augen,<br />

den hagern, blassen Lippen, nur doppelt schmerzlich<br />

vor seine Seele treten. Der Freibrief, welchen die Natur<br />

Angelica’n verliehen und vermöge dessen sie die<br />

Herzen aller Uebrigen, sich selbst unbewußt, mit stillem<br />

Zauber gefangen nahm, gereichte ihr in den Augen<br />

ihres Stiefvaters vielmehr nur zu neuem Vorwurf; mit<br />

stummem Groll fragte er das Schicksal, warum es Diese,<br />

seinem Herzen so fremd wie seinem Blute, mit so<br />

viel Liebreiz ausgestattet, daß er selbst, ihr Todfeind,<br />

sich der Rührung kaum erwehren konnte – und sein<br />

Liebling, sein Alles, der Einzige auf Erden, an dem sein<br />

Herz hing, sein Sohn schlich so bleich, so kümmerlich

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